Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 48 Marktkirche 1514

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Weddinghusen an der Südwand des Kirchenschiffs. Sandstein. Die Grabplatte befand sich früher im Chor der Nikolaikapelle und gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Marktkirche. Auf dem breiten Rand der Grabplatte läuft die eingehauene Inschrift zwischen zwei Linien um. Im vertieften Innenfeld die Darstellung eines Geistlichen mit Kelch im Flachrelief; in den Ecken leicht vertiefte Kreise, darin noch Halterungen für die hier ehemals angebrachten Metallmedaillons, auf denen sich Darstellungen der Evangelistensymbole befanden. Die Medaillons fehlten schon Ende des 18. Jahrhunderts.1) Ebenfalls verloren ist ein metallener Wappenschild zu Füßen des Dargestellten; die Umrisse und die Halterung sind noch erkennbar.

Maße: H.: 213 cm; B.: 109 cm; Bu.: 11 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Sabine Wehking [1/1]

  1. An(n)o · d(omi)ni · m · ccccc / · xiiii · i(n) · die · bricci2) · obiit · ven(erabi)lisa) · d(omi)n(u)s · ioh(ann)es · we/ddi(ng)huse(n) · eclesie · sa(nc)t/oru(m) · iacobi · et · georgi · rector · c(uius) · a(n)i(m)a · pie//

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1514 am Tag des Briccius starb der ehrwürdige Herr Johannes Weddinghusen, Rektor an der Kirche St.Jacobi und Georgii, dessen Seele fromm ...

Kommentar

Der Text der Inschrift bricht unvermittelt ab. Die gleichmäßige Ausführung der Buchstaben läßt jedoch kein Bemühen des Steinmetzen erkennen, durch eine Zusammendrängung der Buchstaben mehr Platz zu gewinnen, um die Inschrift vollständig auszuführen.

Johannes Weddinghusen, der einer Hannoveraner Familie angehörte, immatrikulierte sich im April 1459 an der Universität Rostock, wo er 1461/62 den Titel eines Baccalaureus erwarb.3) Nach Leonhardt war Weddinghusen von 1480 bis 1512 Rektor an der Marktkirche.4) 1509 ist er zusammen mit Johannes Holthusen (vgl. Nr. 78) als Kirchherr5) der Kreuzkirche und Vorsteher der Bruderschaft St.Trinitatis6) erwähnt.

Textkritischer Apparat

  1. Die drei letzten Buchstaben sind hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Redecker, Bd. 1, fol. 216r.
  2. 13. November.
  3. Matrikel Rostock, Bd. 1, S. 120b u. 131a.
  4. StaH, Leonhardt, Nachlaß, Genealogica, Weddinghusen.
  5. Nach Haberkern/Wallach (Hilfswörterbuch für Historiker, Bd. 1, 6. Aufl., München 1980, S. 335), war ein Kirchherr in Besitz eines Beneficiums, ließ die geistlichen Funktionen jedoch durch einen Vikar ausüben.
  6. StaH, A 3661.

Nachweise

  1. Grupen, Historia Ecclesiastica, Bd. 1, fol. 897r.
  2. Redecker, Bd. 1, fol. 216r (Zeichnung).
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 78.
  4. Mahrenholtz, Grabsteininschriften, S. 111.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 48 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0004800.