Inschriftenkatalog: Stadt Hannover

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 36: Stadt Hannover (1993)

Nr. 2 Kreuzkirche 1321

Beschreibung

Grabplatte des Dietrich von Rinteln. Sandstein. Die Grabplatte, die aus dem Minoritenkloster stammte, wurde beim Umbau der Klosterkirche in die Schloßkirche übernommen und war dort außen beim Eingang eingemauert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangte sie in die Kreuzkirche. Im Mittelfeld ist der Verstorbene in Ritzzeichnung dargestellt. Er trägt einen Schild mit Wappen. Die eingehauene Inschrift läuft zwischen zwei Linien um den Stein, die Buchstaben sind mit roter Farbe ausgemalt.

Maße: H.: 196 cm; B.: 99 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Sabine Wehking [1/1]

  1. + · ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · / XXI · OBIIT· IN · CATHEDRA · S(AN)C(T)I · PETRI /· AP(OSTO)LI1) · THIDERIC/VS · DE · RINTELEN · ORATE · PRO · EO · +

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1321 starb Dietrich von Rinteln am Tag der Stuhlfeier des Apostels Petrus. Betet für ihn.

Wappen:
von Rinteln (Pfahl, mit drei Rosen belegt)

Kommentar

Bei der Schrift handelt es sich um eine besonders sorgfältig ausgeführte gotische Majuskel. Eckige und runde Buchstabenformen treten im Wechsel auf. Dabei ist bemerkenswert, daß auch kapitale Buchstaben mit Abschlußstrichen versehen sind, so das zweite E in RINTELEN, aber auch das zweite N in ANNO, das oben und unten einen Abschlußstrich trägt, wodurch der Buchstabe eine quadratische Form erhält. Allgemein sind die Buchstaben mit deutlichen Bogenschwellungen versehen. Die Hasten sind keilförmig verbreitert, einige tragen halbe Nodi. Wie variantenreich die Schrift ausgeführt ist, zeigt sich vor allem an der unterschiedlichen Gestaltung des A. Alle A haben eine trapezförmige Grundform und einen beidseitig überstehenden Deckbalken. In vier Fällen ist die leicht ausgestellte linke Haste oben verdickt und im Bogen unter der Zeile ausgezogen – ähnlich dem pseudounzialen A -; dabei reicht die linke Haste des A in ORATE nicht an den Deckbalken heran, so daß der Buchstabe oben offen ist. Neben dieser Form tritt A auch mit geraden, unten keilförmig verstärkten Hasten und gebrochenem Mittelbalken auf. Der Deckbalken kommt in allen Varianten – vom dicken, an den Enden keilförmig verbreiterter Balken bis hin zum dünnen Strich – vor.

Dietrich von Rinteln findet in den Hannoverschen Urkunden erstmalig im Jahr 1308 Erwähnung.2) In diesem Jahr saß er zusammen mit seinem Bruder Hermann im Rat der Stadt. Um die Macht einzelner Geschlechter nicht zu groß werden zu lassen, beschloß der Rat im Jahr 1309, daß Vater und Sohn oder zwei Brüder nicht zugleich als Ratsherren fungieren durften.3) Daraufhin zog sich Hermann von Rinteln offenbar aus der Stadtpolitik zurück, während sein Bruder auch in der Folgezeit dem Rat angehörte.4)

Anmerkungen

  1. 22. Februar.
  2. HUB, Nr. 94.
  3. Vgl. Jürgens, Stadt Hannover, S. 88.
  4. HUB, Nr. 108, 1311; Nr. 132, 1317.

Nachweise

  1. Redecker, Bd. 1, fol. 126r (Zeichnung).
  2. Reiche/Heiliger, fol. 7r (Zeichnung).
  3. Mithoff, Archiv, S. 11.
  4. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 80.
  5. Nöldeke, Kunstdenkmäler I, S. 220.

Zitierhinweis:
DI 36, Stadt Hannover, Nr. 2 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di036g006k0000204.