Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 137† St. Bonifatii vor 1634

Beschreibung

Inschriftentafel, Holz, ehemals auf dem Hohen Chor der Kirche. Die Inschrift fehlt in Herrs Sammlung.

Inschrift nach HSTA Hannover, Hann. 75, 1426. Nachrichten des 30jährigen Krieges in p(un)cto des von den Catholiken ad 1630 occupierten Stifts. Akte vom 26. März 1634.

  1. Quondam Fuldensesa) fuerant modo sunt HamelensesLunenburgenses Mindenses despicientes

Übersetzung:

Ehemals waren die Hamelner fuldisch, jetzt sind sie lüneburgisch und verachten die Mindener.

Versmaß: Zwei Hexameter.

Kommentar

Die Inschrift nimmt Bezug auf den Verkauf des Bonifatiusstifts im Jahr 1259 (näheres dazu siehe Einleitung Kap. 2). Sie gibt mit geringen Abweichungen das erste Hexameterpaar eines historischen Spruchs aus der Chronik des Johan von Pohle (vgl. Nr. 87) wieder. Vollständig lautet der Spruch: Quondam Fuldenses fuerant, modo sunt Hamelenses /Brunesvicenses, Mindenses despicientes /Cis Zedemundenses cur praelia sunt statuentes. / Post duo DD duo CCLXI1) Pantalis ecce / Multos prostratos sed ab Alberto liberatos, / Tunc Duce magnifico, principe pacifico2) (Ehemals waren die Hamelner fuldisch, jetzt sind sie braunschweigisch und verachten die Mindener. Warum beschließen sie nach der Schlacht von Sedemünder erneut zu kämpfen? Siehe, es gibt viele, die nach dem Pantaleonstag [28. Juli] 1261 unterworfen waren, aber durch Albert befreit wurden, der damals glanzvoller Herzog und friedenbringender Fürst war.)

Textkritischer Apparat

  1. Fuldenses] Mindenses.

Anmerkungen

  1. Korrekt ist: Post duo D duo C LXI.
  2. Zitiert nach Johannes von Pohle, Chronicon Ecclesiae Hamelensis, hg. von Gottfried Wilhelm Leibnitz. Hannover 1710 (SS. Brunsv. 2, S. 508–516, spez. S. 512). – Das Hexameterpaar der Inschrift ist Teil eines anderen historischen Spruchs in der »Chronica« des Dietrich Engelhus:
    Romanus pridem, pater hinc Bonifacius idem
    Consecrat ad votum Karoli Leo Papaque totum
    Bernhard, Christina fundarunt ista petrina;
    Coeli regina, tribuas his gaudia trina
    Quondam Fuldenses fuerant, modo sunt Hamelenses
    Brunswicenses, Mindenses despicientes.
    (Vor langer Zeit war Romanus Patron, danach Bonifatius, und Papst Leo weihte das Ganze auf Wunsch Karls [d. Gr.]. Bernhard und Christina begründeten diese [auf den Felsen gebaute] Kirche. Herrscherin des Himmels, gewähre ihnen dreifache Freude. Einstmals waren die Hamelner fuldisch, heute sind sie braunschweigisch und verachten die Mindener.)Der Text wird zitiert nach der »Chronica« des Dietrich Engelhus (1362–1434), hg. von G. W. Leibniz (wie oben), S. 977–1145, spez. S. 1057.

Nachweise

  1. HSTA Hannover, Hann. 75, Nr. 1426. Akte vom 26. März 1634.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 137† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0013708.