Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 87† St. Bonifatii 1589

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Epitaph des Ernst von Reden. Nach Angaben Herrs ehemals über dem sogenannten Stiftsstuhl angebracht. Im Bildteil Darstellung des Vaters mit drei Söhnen und der Mutter mit drei Töchtern. Auf dem Epitaph befanden sich außerdem 15 Wappen1).

Inschrift nach Herr.

  1. Anno 1589 die iovis post Judica2) hora nona matutina placide in agnitione filii Dei obiit Nobilis et Magnificus vir Ernestus de Rheden Illustrissimi principis domini, domini guilielmi iunioris ducis Brunswicensis et Luneburgensis vice functus in cuius perpetuum honorem hoc monumentum haeredes fieri fecerunt.

Übersetzung:

Im Jahre 1589 starb am Donnerstag nach Judica um 9 Uhr morgens friedlich im Erkennen des Sohnes Gottes der edle und großmächtige Herr Ernst von Reden, Statthalter des hochberühmten Herzogs Wilhelm des Jüngeren zu Braunschweig und Lüneburg, zu dessen dauernder Ehre seine Erben dieses Denkmal errichten ließen.

Wappen:
von Alten, von Jagow, von Wente, von Steinberg, de Hollen, de Schulenburg, von Berner, von Reden, von Schwichelt, von Veltheim, von Busch, von Rautenberg, von Saldern, von Bülow, von Mandelsloh1).

Kommentar

Ernst von Reden3) wurde 1524 geboren und wuchs in Hildesheim auf, wohin sich sein Vater Hans von Reden († 1540) vor den Glaubensauseinandersetzungen in Hameln zurückgezogen hatte. Im Jahr 1545 wurde er von den Celler Fürsten als Drost in Burgdorf eingesetzt, 1572 als Statthalter an den Celler Hof berufen. In die Zeit seiner Burgdorfer Tätigkeit fällt der Erwerb des Großen Hofs am östlichen Stadtrand von Hameln. 1569 ließ er hier ein neues Wohnhaus – den Redenhof – errichten, der bis heute erhalten und bewohnt ist. Ernst von Reden war in erster Ehe mit Agnes von der Malsburg verheiratet (Jahr der Eheschließung 1555) und in zweiter Ehe mit Armgard von Rottorf. Aus beiden Ehen gingen mehrere Kinder hervor (vgl. Nr. 75, Nr. 117).

Reden gehörte zu den Protagonisten der lutherischen Lehre, er korrespondierte mit dem inhaftierten Calenberger Reformator Corvinus und beteiligte sich an Widerständen gegen den anti-lutherisch gesonnenen Herzog Heinrich den Jüngeren. Über seinen Bildungsgang ist im einzelnen nichts bekannt, das heute verlorene Titelverzeichnis seiner nachgelassenen Bibliothek wies ihn als vor allem in theologischen Fragen Interessierten aus.

Anmerkungen

  1. Beschreibung und Lokalisierung nach Herr, S. 137. Die bei Herr genannte Zahl von 15 Wappen ist merkwürdig, eine vollständige Ahnenprobe müßte 16 Wappen haben, das fehlende Wappen befand sich vermutlich auf der Spindelseite.
  2. 20. März (Alter Stil).
  3. Vgl. Renaissanceschlösser, S. 220–224: Detaillierte Biographie Ernsts von Reden, auf die das folgende gründet.

Nachweise

  1. Herr, S. 137.
Addenda & Corrigenda (Stand: 23. August 2019):

Die von Herr genannte Wappenreihe ist auf der Vaterseite beginnend von der Mitte nach vorne zu lesen, die Wappen der mütterlichen Seite sind von der Mitte an, beginnend mit dem Namen Schwichelt, nach hinten zu lesen. Grundlage für die Rekonstruktion der Ahnenprobe ist das Epitaph für Lucia von Rheden, der Schwester des Verstorbenen, das für sie und ihren Ehemann Hilmar von Münchhausen in die St.-Martins-Kirche in Nienburg gestiftet wurde.1) Die Ahnenprobe lässt also sich folgendermaßen rekonstruieren:

        
Wappen:
Rheden Schwichelt
Barner Veltheim
Schulenburg Busche
Holte Rautenberg
Steinberg Linden2)
Wenden Salder
Jagau Bülow
Alten Mandelsloh
Ernst von Rheden entstammte der Ehe zwischen Hans von Rheden (geb. 1485, gest. 1542), Pfandherr auf Poppenburg (Lkr. Hildesheim), und Mette von Schwichelt, einer Tochter Konrad III. von Schwichelts und Adelheim von Veltheims.

Anmerkungen

  1. 1.Vgl. Johannes Meyer: Das Epitaph des Hilmar von Münchhausen und der Lucia von Reden. In: Genealogie und Heraldik 1948/49, S. 7–13, hier S. 10–13.
  2. 2.Fehlt Herr.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 87† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0008703.