Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 80† St. Bonifatii 1579

Beschreibung

Epitaph des Syndikus Jonas Tunte. Das Epitaph war nach Angaben Herrs am dritten Pfeiler des Langhauses befestigt. Im Bildteil waren rechts sechs Männer, links sechs Frauen in Bethaltung unter dem Kreuz dargestellt. Auf der rechten Seite des Epitaphs befand sich Inschrift B, links Inschrift C. Über den Anbringungsort von Inschrift A macht Herr keine Angaben1).

Inschriften nach Herr.

  1. A

    Spectatissimi et doctrina et virtute ornatissimi viri M(agistri) Jone Tuntia) reipub(licae) Hamelianae Syndici Anno 1579 [. . .] Aprilisb) in Christo defunctiOssa sub hoc tumulo clari sunt condita TuntiHameliae magnum qui decus urbis eratQuo non consilio melior qui dotibus amplispraeditus ingenio charus ubique fuitPublica tractavit cum laude negotia prudensconstantis fidei plurima signa deditHunc memores lugent cives lugetque senatusegregium soboles luget amata patremQuid lacrymis opus est Lacrymas teneamus amicimens habitans caeloc) gaudia vera capitSi virtus grata est virtuti fausta precemurvirtutem propter molliter ossa cubentOptime merito haeredes P(osuerunt)d) 1579

  2. B

    Johannis 1: Siehe das ist Gottes Lamm welches der Welt Sünde trägt2)

  3. C

    Phil. 1. Christus ist mein Leben und sterben ist mein Gewinn3)

Übersetzung:

[Epitaph] des sowohl mit Gelehrsamkeit als auch Tugend trefflich gezierten Mannes, des Magisters Jonas Tunte, Syndikus der Stadt Hameln, der am [. . .] April 1579 in Christus verstorben ist. Unter diesem Hügel sind die Gebeine des berühmten Tunte begraben, der eine große Zierde der Stadt Hameln war. Keiner war ihm an klugem Rat überlegen, er war mit reichen Gaben ausgestattet, aufgrund seiner Begabung war er überall beliebt. Seine Amtsgeschäfte hat er verständig und lobenswert geführt, viele Beweise unerschütterlichen Glaubens hat er gegeben. Ihn betrauern in Erinnerung die Bürger und der Senat, die geliebten Kinder betrauern den hervorragenden Vater. Doch was sollen Tränen, laßt uns die Tränen zurückhalten, Freunde: Seine Seele, die im Himmel wohnt, ist der wahren Freuden teilhaftig. Wenn uns die Tugend lieb ist, wollen wir für die Tugend Günstiges erbitten. Der Tugend wegen mögen seine Gebeine sanft ruhen! – Die Erben haben [dieses Grabmal] dem Hochverdienten setzen lassen. 1579.

Versmaß: Distichen (A).

Kommentar

Jonas Tunte ist 1552 mit dem Titel eines Magister artium in der Rostocker Universitätsmatrikel genannt4). Eine Urkunde von 1569 nennt ihn als Secretarius der Stadt Hameln (HUB II, 815). Er bekleidete dieses Amt als Nachfolger Justus von Walthausens von 1541 bis zu seinem Tod 15795).

Textkritischer Apparat

  1. Tunti] Tuntus Herr.
  2. Der Genitiv Aprilis läßt sich nur erklären, wenn eine Textlücke, die die Angabe des Todestages enthalten hat, vor Aprilis anzusetzen ist. Herrs Überlieferung enthält keine Textlücke.
  3. caelo] calo Herr.
  4. Zu ergänzen ist Monumentum.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Herr, S. 166.
  2. Joh. 1, 29.
  3. Phil. 1, 21.
  4. Matrikel Rostock, Bd. 2, 122b (1552).
  5. 2Sprenger, S. 148, Liste der Syndici.

Nachweise

  1. Herr, S. 166f.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 80† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0008004.