Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 77† St. Bonifatii 1574

Beschreibung

Epitaph der Adelheid Basse, ehemals an der Osteseite der Stiftsschule.

Inschrift nach Herr.

  1. Haec posuit charae Justus monumentaa) sororiWalthusius summum clausit ut illa diemWalthusius pater hacb) Henningius prole beatusHermannus felix coniuge Bassus eratQuae post fata viri thalamos exosa secundoset dixit viduus sit mea vita thoruset coniuratas imitabor maesta columbas1)unaque sit soli vivere cura DeoInque suis Christum templis audire loquentemet sacra sincera verba notare fideHinc didicit Christum cognoscere sanguine cuiushumano generi morteque parta salusc)Et nunc divitiis fruitur coelestibus ad quasaccessit merito Christe vocata tuo.

    Memoriale piae Matronae Adelheitae Walthausen, Hermanni Bassi viduae quae 1574 die 16 Apr(ilis) in domino obdormivit

    Pauperibus favi Nosocomiad) templa Scholasquepromovi Merito Christe triumpho tuo.

Übersetzung:

Dieses Denkmal hat Justus von Walthausen der teuren Schwester gesetzt, sobald sie ihren letzten Tag beendet hatte. Henning Walthausen, der Vater, war erfreut über dieses Kind, Hermann Basse glücklich über diese Gattin. Sie verschmähte nach dem Tod ihres Mannes eine zweite Ehe und sagte: Mein Leben sei ein Witwenlager, und mit meiner Trauer will ich die Tauben nachahmen, die sich einander für immer versprochen haben. Meine einzige Sorge soll sein, für Gott allein zu leben und Christus in seiner Kirche sprechen zu hören und in reinem Glauben die Heiligen Worte gewissenhaft aufzunehmen. Daraus lernte sie, Christus zu erkennen, durch dessen Blut und Tod das Heil dem Menschengeschlecht erworben wurde. Und nun genießt sie die himmlischen Schätze, welchen sie nahte, berufen durch dein Verdienst, Christus.

Denkmal der frommen Frau Adelheid Walthausen, Witwe des Hermann Basse, die am 16. April 1574 im Herrn verstorben ist.

Ich habe die Armen begünstigt, Spitäler, Kirchen und Schulen gefördert, und durch dein Verdienst, Christus, triumphiere ich jetzt.

Versmaß: Distichen.

Kommentar

Adelheid Basse war die Tochter des in der Inschrift genannten Henning Walthausen (urkundlich erwähnt 1496–1512) und der Margarete Mügge. Sie war die Schwester des braunschweigischen Kanzlers Justus von Walthausen (vgl. Nr. 73), der dieses Epitaph für sie setzen ließ2). Verheiratet war sie mit Hermann Basse3), dessen Haus in der Fischpfortenstraße sie bis zu ihrem Tode bewohnte. Nach ihrem Tod erbte Justus von Walthausen das Haus4).

Textkritischer Apparat

  1. monumenta] monumento Herr.
  2. hac] haec Herr.
  3. salus] solus Herr.
  4. Nosocomia] Wosocomia Herr.

Anmerkungen

  1. Der Stelle liegt die Vorstellung zugrunde, daß die Taube nach dem Verlust des Gatten keinen anderen nimmt, vgl. Thomas Cantimpratensis, Liber de natura rerum, hg. von H. Boese, Teil 1, Berlin, New York 1973, S. 192–194, Cap. 36 ‚de columba‘.
  2. Herr nimmt Walthausen als Verfasser der Inschrift an (S. 198f.).
  3. Vgl. Bär, Bd. 2: Gesamt-Stammtafel der Familie von Walthausen in Niedersachsen.
  4. Vgl. Bär, S. 313. – Schon in der ältesten im Hamelner Stadtarchiv vorhandenen Schoßliste von 1560 oder 1561 ist im Marktquartier de Bassine (also Adelheid Basse) als Besitzerin eingetragen (S. 1). Ihr Mann Hermann Basse ist demnach bereits vor 1560 gestorben.

Nachweise

  1. Herr, S. 198f.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 77† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0007707.