Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 69 Museum 1566

Beschreibung

Epitaph des Werner Spilcker und seiner Familie, ehemals an der Ostseite außen am Kreuzgang des Stifts St. Bonifatii befindlich (vgl. Einleitung Kap. 3.1.2. Standorte der Grabmäler um 1760, Übersicht Nr. 1). Kalksandstein. Der Stein war seit 1909 Ausstattungsgegenstand einer Terrasse im Klütviertel und gelangte 1972 in Museumsbesitz1). Dargestellt ist die Familie Spilcker unter dem Kreuz in Bethaltung, links der Vater und ein Sohn, rechts die Mutter und eine Tochter. Der Bildteil wird gerahmt von zwei Pilastern mit korinthischen Kapitellen. Darüber ein giebelartiger Abschluß, dessen Kanten konvex geschwungen sind und in Voluten auslaufen. In einem Halbbogen über dem Giebel Engelskopf mit Flügeln, darunter ein Gesims mit dem Kreuzestitulus A. Unter dem Bildteil befindet sich eine Tafel mit Inschrift B, von Volutenbändern umgeben. Rechts oben eine Hausmarke im Wappenschild, vgl. Anhang 1, H 4; links ein Wappen.

Maße: H.: 204 cm; B.: 110; Bu.: 4–5cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Christine Wulf [1/2]

  1. A

    INRI2)

  2. B

    WE[R]NERVS CVBAT HIC ANNA CVM CONIVGE CONSVLSPILKERVS QVONIAM PVLVIS ET VMBRA SVMVS ·FILIA RICHEIDISa) · CVM FRATRE INFANTE PARENTVMCOMMVNI HOC TVMVLO · LVMINE · CASSA · IACET ·SIC QVOS VERVS AMOR IVNXIT DVM FATA SINEBANTHOS VITA FVNCTOS IVNGIT AMICA QVIES ·QVOD MORTALE FVIT GELIDO POSVERE SEPVLCROAST IMMORTALIS SPIRITVS ASTRA COLITOBIIT ANNO [1]566b) · D(IE) 6 · M(ENSIS) MAII : VXOR AN(NO) 65c) · D(IE) 29 M(ENSIS) IAN(VARII) FILIA · AN(NO) 62 · D(IE) 22 M(ENSIS) IAN(VARII)d)

Übersetzung:

Hier liegt der Ratsherr Werner Spilcker mit seiner Gemahlin Anna, da wir ja Staub und Schatten sind. Die Tochter Richeidis liegt mit dem kleinen Bruder in diesem gemeinsamen Grab der Eltern, des Lebens beraubt. So verbindet diejenigen, die, solange sie noch am Leben waren, wahre Liebe verband, nach ihrem Ende die freundliche Ruhe. Was sterblich an ihnen war, hat man ins kalte Grab gelegt, aber der unsterbliche Geist ist bei den Sternen. Er starb im Jahr 1566 am 6. Tag im Monat Mai. Die Ehefrau [starb] im Jahr 65 am 29. Tag im Monat Januar. Die Tochter [starb] im Jahr 62 am 22. Tag im Monat Januar.

Versmaß: Distichen.

Wappen:
Reiche (?)(liegender Baumstamm mit drei Astansätzen)

Kommentar

Werner Spilcker war seit 1536 im Rat, in den Jahren 1542 bis 1561 bekleidete er insgesamt neunmal das Amt des Bürgermeisters3). Er wurde 1513 in Hameln geboren und heiratete 1531 Anna Reiche, die Tochter des Bürgermeisters Johann Reiche und der Meta Kettelhake4).

Textkritischer Apparat

  1. RICHEIDIS] Reichidis Herr.
  2. [1]566] 5 mit nach links gewendeter Fahne.
  3. 65] 61 Herr.
  4. OBIIT ... IAN(VARII)] Der Text ist bei Herr lückenhaft wiedergegeben: obiit anno 1566 die 6. Maij. Uxor anno 61. d. 29. Mens. Jan: filia anno 67, 22 M. Jan:

Anmerkungen

  1. Vgl. Annemarie Ostermeyer, Schmuck- und Gedenksteine im Museumshof. In: Jahrbuch 1978/79, S. 20.
  2. Io. 19,19.
  3. HUB II, S. 797 Ratsherrenverzeichnis.
  4. Alt-Hamelner Familien, Typoskript im Sta Hameln, XII 2b Fam. ‚Reiche‘ und ‚Spilcker‘.

Nachweise

  1. Herr, S. 217.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 69 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0006902.