Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 64 Kupferschmiedestr. 13 1560

Beschreibung

Hausinschriften. Eckhaus, giebelständig zur Kupferschmiedestraße, traufenständig zur Wendenstraße. Der Giebel ist sieben Gefache breit und drei Geschosse hoch, ein Dachgeschoß. Rechts und links des Eingangs eine schmale und eine breite Utlucht. Das rundbogige Eingangsportal ist von Taubändern umgeben. Die Traufe ist acht Gefache breit. Giebel und Traufe sind reich verziert mit Halbrosetten und Halbbogenornamenten. Inschrift A an der Giebelseite auf dem Schwellbalken des 2. Obergeschosses, der Text ist stark beeinträchtigt. Teile des Inschriftenbalkens sind in den letzten Jahren entfernt worden. Der Lesung liegt daher ein Photo aus dem Jahr 1984 zugrunde, das einen älteren Restaurierungszustand festhält. Inschrift B an der Traufe auf dem Schwellbalken des 2. Obergeschosses. Inschrift C am Türsturz, rechts und links der Inschrift je ein Wappen mit Beischrift.

Maße: B.: 32 cm; Bu.: 18 cm (A), 21 cm (B), 8 cm (C, Namen), 3,5–3,7 cm (C, Datum).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien (A–C).

Julia Zech [1/4]

  1. A

    Ni deus ae[dificet] frustra domus illa paratur ·a)quam uolet humanus [constituisse labor]b)1)

  2. B

    Sicut aues pullisc) simili ratione pa[rentes · ][Non sibi sed proli]d) nidificare solent ·e)Sedf) Deus [hos ser]uatg) stabiles et tecta tueturA quo coniugij lexq(ue) decusq(ue) venit *Benedictio Domini divites facith)2)

  3. C

    Anno Christi 1560hollenstedte

    Wappen mit Beischriften:

    he[..]dti)scherrk)

Übersetzung:

Wenn Gott nicht das Haus baut, das der Mensch mit seiner Mühe erbauen will, wird es vergeblich erbaut. (A)

Wie die Vögel für ihre Jungen, so pflegen auch die Eltern nicht für sich, sondern für ihre Nachkommen das Nest zu bauen. Aber Gott bewahrt diese dauerhaft und beschützt das Haus. Von ihm kommt das Gesetz und die Zier des Ehestands. Der Segen des Herrn macht reich. (B)

Versmaß: Distichen.

Wappen:
?(Schild quergeteilt durch ein Rautenband, darüber zwei, darunter ein Hufeisen)
Scherr(drei Krebsscheren, 2:1)

Kommentar

Das Haus Kupferschmiedestr. 13 gehörte um 1560 der Hamelner Ratsfamilie Hollenstedt. Die Schoßliste von 1564 verzeichnet Cordt Hollenstedt als Besitzer3). Die nicht entzifferbare Beischrift des linken Wappens legt allerdings nahe, daß die Familie Hollenstedt das Haus nicht gebaut, sondern es nur um 1560 erworben und vielleicht umgebaut hat.

Textkritischer Apparat

  1. Worttrenner paragraphenförmig.
  2. Die Ergänzung des Texts erfolgt auf Grundlage einer in Hannover nachgewiesenen Inschrift (Burgstr. 28) mit demselben Wortlaut.
  3. pullis] pulus Rothert.
  4. Für die Ergänzung des Pentameters danke ich Nikolaus Henkel, Regensburg. Ein auch bei Walter, Proverbia, Nr. 29560, nachgewiesener Spruch ist wahrscheinlich als das gedankliche Muster für diese Inschrift anzusehen:
    Sic vos non vobis: vellera fertis (oves), fertis aratra (boves), mellificatis (apes), nidificatis (aves)
  5. solent] volent Rothert.
  6. Sed] seu Rothert.
  7. So bei Rothert ergänzt.
  8. divites facit] omite sta cum Rothert.
  9. Lesung unsicher, die fehlenden Buchstaben können nicht ergänzt werden.
  10. scherr] smitt Ostermeyer, vgl. Annemarie Ostermeyer, Die Hamelner Ratsfamilie Hollenstedt. In: Deister- und Weser-Zeitung vom 12.1.1980.

Anmerkungen

  1. Der Text lehnt sich an Ps. 126,1 an: Nisi Dominus aedificaverit domum in vanum laboraverunt qui aedificant eam.
  2. Prv. 10,22.
  3. Sta Hameln, Schoßliste 1564, fol. 9v. Das Haus Kupferschmiedestr. 13 steht kurz vor Schluß der Häuser im Bäckerquartier.

Nachweise

  1. Rothert, S. 27 (B ab solent)

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 64 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0006400.