Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 59 Bäckerstr. 21 1555/1650

Beschreibung

Hausinschriften. Eckhaus Bäckerstraße/Alte Marktstraße. Das giebelständige Haus ist dreigeschossig mit einer Utlucht an der rechten Haushälfte, die nachträglich im Jahr 1650 an das Haus von 1555 angebaut wurde. Acht Gefache breit, zweites Obergeschoß und Dachgeschosse vorgekragt. Knaggen und Ständerbalken mit Bandornamenten, die Füllungen unter den Vorkragungen mit Rankenornamenten. Inschrift A am Schwellbalken des 2. Obergeschosses, Inschrift B am Deckbalken des 2. Obergeschosses. Am Schwellbalken des 1. Obergeschosses befindet sich über dem linken Fenster eine weitere Inschrift, die durch Übermalung verdeckt ist und nur noch zum Teil entziffert werden kann (C). Über dem ehemaligen Rundbogenportal am Ständerbalken Wappen, darüber Inschrift D in einem Wappenschild, darüber das Baudatum des Hauses1). Rechts und links des Torbogens je ein Steinbock. An der Utlucht trägt der seitlich dem Eingang zugewandte Schwellbalken des oberen Geschosses die Inschrift E, der Schwellbalken am Giebel der Utlucht die Inschrift F. Inschriften A, C und E, F gold auf grünem Grund hervorgehoben, Inschrift D gold auf weißem Grund.

Maße: Bu.: ca. 20 cm. Fraktur (A). – Bu.: ca. 17 cm. Kapitalis (B). – Bu.: ca. 18 cm. Gotische Minuskel (C). – Bu.: ca. 15 cm. Minuskel (D). – Bu.: ca. 17 cm. Kapitalis (E). – Bu.: ca. 12 cm. Kapitalis (F).

Julia Zech [1/4]

  1. A

    M CCCCCLV · vertraue · Gott · in · allen · dingen ·so · wird · dir · gar · nichts · misslingen ·

  2. B

    ALLE · DIE · FOR · VBER · FAHRN · SPOTTEN · VND · MACHEN ·DEN · MVNDa) · AVF · VND · SCHVETTELN · JHRE · KOEPHE ·BAVETb) · SELBST · SO · MAGST · DV · DASc) · ZV · SEHEN ·2)

  3. C

    [ach we kans] geramen3)

  4. D

    ihs4)

  5. E

    SOLI DEO GLORIA

  6. F

    FRIDE · ERNERRET ·VNFRIDE · VERZERDT ·ANNO 16505)

Übersetzung:

Allein Gott die Ehre. (E)

Wappen:
Hornemann(Horn)

Kommentar

Das Grundstück Bäckerstraße 21 war Mitgift der Margareta Hornemann, die 1536 den Ratsherrn Peter Bock heiratete. 1555 bauten Peter und sein Bruder Bernd Bock auf diesem Grundstück ein Haus6)

Textkritischer Apparat

  1. Wortlaut des Texts bei Rothert: Alle die forüber gehen (spotten und sperren das Maul ...).
  2. BAVET] Baue Meissel.
  3. DV DAS] bas Meissel.

Anmerkungen

  1. 1555. Die Gestaltung der Ziffern spricht dafür, daß die Inschrift erst in neuerer Zeit angebracht wurde. Es ist aber nicht auszuschließen, daß sie ein früher dort angebrachtes Baudatum wiedergibt.
  2. In Anlehnung an Ps. 22,8.
  3. geramen ‚treffen‘. – Die Ergänzung erfolgte aufgrund von Parallelfällen in Braunschweig, vgl. Dietrich Mack, Mittelalterliche Inschriften der Stadt Braunschweig als historische Quelle. In: Abhandlungen der Braunschweiger Wissenschaftlichen Gesellschaft IV (1952).
  4. (iesus)
  5. Sprichwörtlich, vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. I, Sp. 1209, Nr. 76.
  6. Alt-Hamelner Familien, Typoskript im Sta Hameln: XII 2 b Fam. Hornemann und Bock.

Nachweise

  1. Rothert, S. 10 (B bis KOEPHE), S. 16 (E), S. 31 (F).
  2. Meissel, Inschriften, S. 19 (ohne C).
  3. Spanuth, Geschichte II, S. 50 (E, F); S. 142 Abb. des Rundbogenportals mit zwei Steinböcken und Horn.
  4. Ders., Bildschmuck an Hamelner Fachwerk. In: Klüt 1937, S. 88–92, spez. S. 89 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 59 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0005906.