Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 56 Alte Marktstr. 16 1553

Beschreibung

Hausinschrift. Haus giebelständig, zweigeschossig und ein niedriges Zwischengeschoß sowie ein Dachgeschoß. Die Inschrift befindet sich am Schwellbalken des Zwischengeschosses. Über dem Balken Halbkreisornamente farbig gefaßt. Die Inschrift fehlt in den älteren Sammlungen, sie wurde bei Renovierungsarbeiten 1987 restauriert.

Maße: Bu.: ca. 9 cm.

Schriftart(en): Ursprünglicher Schrifttyp fraglich.

Julia Zech [1/3]

  1. Rede werchta) Segen ware ·borge nicht betale ·von vel hören wenich sage ·antwore niht up alle fragesweige dunk overs dender · siner tungen Binaiter ·b)vc) ano d(omi)ni · 1553 hans schut de iunge

Kommentar

Die durch die Restaurierung hergestellte Textfassung ist zweifelhaft, der Sinn des Spruchs ist aus dem heute sichtbaren Wortlaut nicht eindeutig zu ermitteln. In den Sprichwörtersammlungen ist bereits die in der ersten Zeile gegebene Kombination von Rede und Segen nicht nachzuweisen. Segen dürfte nicht nhd. ‚Segen‘ meinen, sondern mnd. seggen ‚sagen‘. Wahrscheinlich liegt der Inschrift etwa folgendes Sprichwort zugrunde1):

Rede wenich, sege wareborge nicht, betale barevnd vel höre, wenich sageantworte niht up alle frage

Der Sinn der zwei folgenden Verse ist dunkel, dunk und overs sind fraglich. Der Name Hans Schutte ist in den Schoßlisten im Bäckerquartier zweimal eingetragen2).

Textkritischer Apparat

  1. wercht] Wahrscheinlich aus wenich vom Restaurator hergestellt.
  2. Binaiter] Durch Restaurierung entstellt.
  3. v] ? Danach Bild einer Armbrust.

Anmerkungen

  1. Vgl. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. III, Sp. 1558, Nr. 127: Red’ wenig mach es alles wahr / borg nicht zu viel und zahl’ es baar; /viel wisse, doch nicht alles sag / nicht Antwort gib auf jede Frag (...).
  2. Sta Hameln, Schoßliste 1564, fol. 7r und 8r und in den folgenden Jahren. 1607 ist S. 56 Hans Schütte R(elicta) eingetragen.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 56 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0005608.