Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 34 Pferdemarkt 10 1500/1548

Beschreibung

Hausinschriften am Eckhaus zur Emmernstraße. Haus dreigeschossig und zwei Dachgeschosse. Giebel: acht Fach breit, das 2. Obergeschoß kragt vor. Knaggen farbig verziert, am Schwellbalken des 2. Obergeschosses Treppenfries. Oberhalb des Treppenfrieses sind die Ständerbalken durch Anstrich nach unten trapezförmig verbreitert. Inschrift A am Sturzriegel des an der rechten Hausseite befindlichen ehemaligen Tors, dem sich bis heute ein Laubengang anschließt. – Querhaus, traufenständig zur Emmernstraße: fünf Fächer breit, dreigeschossig, 2. Obergeschoß vorkragend, die Knaggen farbig verziert. Die Ständerbalken des 2. Obergeschosses hier ebenfalls nach unten trapezförmig verbreitert, in den Verbreiterungen im Halbkreis Fächerrosetten und parallele senkrechte Streifen. Über dem dritten Halbkreisornament von links am Ständerbalken Inschrift B zum Teil durch die Fensterrahmen verdeckt mit einer Darstellung, die im unteren Teil einen Männerkopf zeigt und darüber ein von einer Hand gehaltenes Zimmermannsbeil, möglicherweise besteht zwischen dieser Darstellung und dem in Inschrift B genannten Namen eine Verbindung. Rechts daneben am Fensterrahmen Jahreszahl C. Inschrift D befindet sich am Schwellbalken des 2. Obergeschosses, gold auf dunklem Grund hervorgehoben. Links vor Beginn der Inschrift Darstellung eines Vogels.

Maße: Bu.: ca. 12 cm (A), ca. 10 cm (B, C), ca. 18 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturversalien (A, D), gotische Minuskel (B), Kapitalis (C).

Julia Zech [1/3]

  1. A

    Anno · d(o)m(ini) · 1500

  2. B

    [hi]nrica) · timerm[an]b)

  3. C

    ANNO · D(OMI)NI 1 · 5 · 48c)

  4. D

    Aller welt sin vnde mothd) ·stet nach gewalt eer vnde gvthe) ·Wan se sollikesf) alles erwerben ·leggen se sich nidder v(n)de sterue(n) ·1)

Kommentar

Heinrich Timmermann gehörte 1554 dem Rat an2). Von 1560 bis 1572 weisen ihn die Schoßlisten als Besitzer eines Hauses im Marktquartier aus. Er ist vor 1574 gestorben3).

Textkritischer Apparat

  1. Wort- und Zeilentrenner, soweit nicht anders vermerkt, paragraphenförmig.
  2. [hi]nric timerm[an]] Hir is Timmere Meissel, Spanuth. – Die hier vorgeschlagene Lesung ist nicht zweifelsfrei, das c in hinric ist heute in der Form eines Schaft-s sichtbar. Da nicht sicher ist, welchen Anteil Restaurierungsmaßnahmen am heutigen Buchstabenbild haben, kann keine größere Gewißheit erreicht werden. – Die Ergänzung des Namens gründet sich auf die Eintragung in den Schoßlisten (vgl. Anm. 3).
  3. Worttrenner als Punkte auf der Halbzeile ausgeführt.
  4. moth] Meissel gibt moch als alternative Lesart an.
  5. gvth] goth Rothert, Meissel; Got Neukirch.
  6. sollikes] sollches Rothert, Mithoff, gothes Meissel.

Anmerkungen

  1. Sprichwörtlich, nicht bei Wander, Sprichwörterlexikon.
  2. Vgl. HUB II, S. 799 Ratsherrenverzeichnis.
  3. Sta Hameln, Schoßliste 1560, S. 14; 1564, fol. 4vb; 1565, S. 15; 1572, S. 21; 1574, S. 5: Heinrich Timmermann R(elicta). Der Eintrag ist durchgestrichen.

Nachweise

  1. Rothert, S. 16f. (D).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 60 (C/D).
  3. Meissel, Inschriften, S. 45f. (B, D).
  4. Heinrich Spanuth, Bildschmuck an Hamelner Fachwerk. In: Klüt 1937, S. 90 fehlerhafte Nachzeichnung von B.
  5. Neukirch, S. 42 (D).

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 34 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0003402.