Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 20 St. Bonifatii nach 1428

Beschreibung

Grabschrift des Dekans Amelung Crevet und der Kanoniker Hermann Crevet und Jordan Grote, an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, links unterhalb des Fensters1). Die Inschrift ist als leicht geschwungenes Schriftband ausgeführt. Der Hintergrund des Schriftbandes ist rotbraun, davon heben sich die vertieften Buchstaben in der weißen Farbe des Wandputzes ab.

Maße: L.: 330 cm; B.: 25,5 cm; Bu.: 9,3 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, Versalie.

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. S(epulcrum)a) amelu(n)gib) decani etc) herma(n)ni + creuet ac · Iordanid) grote · canonicie) · hamel(e)n(sis)f) ·

Übersetzung:

Grab des Dekans Amelung [Crevet] und des Hermann Crevet und des Hamelner Kanonikers Jordan Grote.

Kommentar

Zur Schrift ist zu bemerken, daß das h in hamel(e)n(sis) die Form eines schmal ausgeführten kapitalen H hat, bei dem die obere Hälfte der rechten Haste verkürzt ist. Ein Eingriff bei der Restaurierung ist nicht ausgeschlossen.

In der kopialen Überlieferung (vgl. Anm. a) dieser Inschrift ist sowohl die Auflösung S(edes) als auch S(epulcrum) vorgeschlagen worden. Die Auflösung S(edes) geht wahrscheinlich auf die Angabe Herrs zurück, daß sich unterhalb der Inschrift die Stuhlgesimse der Kanoniker befunden haben. Ich habe für S(epulcrum) entschieden, da eine Memorienstiftung des Jordan Grote (HUB II, 127) bezeugt, daß er ante portam ipsius ecclesie australem in ecclesia begraben werden sollte, ubi est sepultus dominus Hermannus Crevet.

Die Datierung der Inschrift erfolgt aufgrund der Lebensdaten der drei genannten Personen: Amelung Crevet war Dekan vom 14. März 1338 bis zum 30. Oktober 1350. Er ist vor 1355 gestorben2). Hermann Crevet war vom 15. Mai 1361 (HUB I, 515) bis zum 1. September 1391 Kanoniker am Bonifatiusstift in Hameln, danach Kanoniker am Johannesstift in Minden. Er starb vor dem 15. Februar 1425 (HUB II, 127). Jordan Grote war von 1415 bis zum 26. Februar 1425 Kanoniker am Bonifatiusstift (HUB II, 47; 128), 1415 wurde er Kellerer (HUB II, 47), am 6. März Syndicus und Stiftsprokurator (HUB II, 51). 1420 ist er als Inhaber einer Majorpräbende und als baccalaureus in decretis3) genannt. Vom 19. Oktober 1421 bis zum 15. Februar 1425 hatte er das Amt des Domkantors in Minden inne4). 1426 war er licentiatus in decretis5). Er ist vor dem 23. November 1428 gestorben.6)

Als terminus post quem für die Anbringung der Inschrift ist das Jahr 14287), das Todesdatum Jordan Grotes, zu setzen.

Textkritischer Apparat

  1. S(epulcrum)] S(edes) oder S(epulcrum) Meissel.
  2. amelu(n)gi] Amelucci Herr; Amelugi Rothert.
  3. et] fehlt Herr.
  4. Iordani] Jordan Herr.
  5. canonici] canoi(n)c Rothert; canonic Meissel.
  6. hamel(e)n(sis)] hameli Herr.

Anmerkungen

  1. Nach Angaben Herrs befanden sich früher unterhalb der Inschrift Sitze der Kanoniker (Herr, S. 137).
  2. HUB I, 337; 421; 460. – Die nachstehenden Daten nach Naß, Diss., S. 306, 339, 346.
  3. Rep. Germ. IV, Sp. 2561f., nachgewiesen bei Naß, Diss., S. 346.
  4. Wie Anm. 3; HUB II, 127.
  5. Wie Anm. 3.
  6. Vgl. Rep. Germ. IV, Sp. 208: An diesem Tag übernimmt ein Bernardus Koddeken die Vikarie des Jordan Grote in Lübbecke (Diöz. Minden). Nachweiß durch Naß, Diss., S. 346.
  7. Rothert (S. 24) datiert die Inschrift auf 1400 und nimmt infolgedessen an, daß die Baumaßnahmen am südlichen Seitenschiff um diese Zeit beendet gewesen sein müssen.

Nachweise

  1. Herr, S. 137.
  2. Rothert, S. 24.
  3. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 51.
  4. Meissel, Inschriften, S. 34.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 20 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0002008.