Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 2a St. Bonifatii 1. H. 13. Jh.

Bei dieser Katalognummer handelt es sich um einen Neufund und sie ist daher nur online verfügbar.

Beschreibung

Vollkreissonnenuhr auf einem einzelnen Steinquader. Der Quader ist oben an der Südseite des südlichen Querhauses unterhalb des Rundbogenfrieses zwischen zwei Fenstern eingemauert. Der Schattenstab ist verloren. Die Buchstaben befinden sich auf den im Halbkreis angeordneten Radien, die im Fall der Gebetszeiten Prim und Terz sowie Non und Vesper in Kreuzen enden. Der Mittagsradius endet nicht mit einem Kreuz. Buchstaben und Kreuze sind eingehauen.

Maße: Bu.: ca. 6 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Mona Dorn) [1/1]

  1. P(RIMA) + T(ERTIA) + M(ERIDIES) N(ONA) + V(ESPERA) +

Übersetzung:

Prim. Terz. Mittag. Non. Vesper.

Kommentar

Die Buchstaben zeigen ausschließlich kapitale Grundformen. Die Schäfte von P und T sowie der linke Schaft von N fallen mit den Radien zusammen. Die Sporen der Buchstaben und die Kreuze sind tiefer eingehauen als die übrigen Buchstabenkörper.

Die Inschrift dürfte im Zuge des Wiederaufbaus der Kirche nach dem Brand von 1209 angebracht worden sein. Dieser Wiederaufbau war im Jahr 1241 zumindest so weit abgeschlossen, dass eine Neuweihe erfolgen konnte.1)

Die Einzelbuchstaben dieser Sonnenuhr bezeichnen die sogenannten „Kleinen Horen“ des Stundengebets: die Prima steht für die Zeit des Gebets bei Sonnenaufgang, die Tertia legt das Gebet um die Mitte des Vormittags fest, die Nona das Nachmittagsgebet und die Vespera die Gebetszeit vor Sonnenuntergang. Meridies oder Sexta steht für den Mittag.2)

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitung Kap. 2.
  2. Gustav Bilfinger, Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden. Stuttgart 1892, S. 65.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 2a (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k00002a6.