Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 121† Bäckerstr. 38 1619

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Hausinschriften. Über die Geschichte des von Meissel1) als „Landknechtshaus“ bezeichneten Gebäudes ist nichts bekannt.

Inschrift A nach Mithoff, Inschrift B nach Meissel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/4]

  1. A

    1619ANFANG MEINS LEBEN IST ARM VND KLEINAVSGANG GIB GODT MVGE SELIG SEIN.a)HADT GODT DER HER DICHb) GEBEN GVHTDANCK IHM VND BRAVCHS OHN VBER MUHTVNDANCBARHEIT ZV IEDER FRISTVONc) GOT GHAR HART GESTAEFETd) ISTDRVMB SEI FROM HALTe) GOT FVR AVGENSO WIRT DIHR HIR VND DORT GNVGEN

  2. B

    Mancher sorget spat unn fruZu erwerbenf) Ghut mit großer MuhWeiß nicht daß ahn Gottes SegenIst dieser Welt Guet gelegenIn Stadt und zu LandtDazu verhutet Fewer und Brandt

Textkritischer Apparat

  1. MVGE SELIG SEIN] mir den Segen Dein Rothert (als schlecht lesbar ausgewiesen).
  2. DICH] Dihr Rothert.
  3. VON] Vor Rothert.
  4. GESTAEFET] gestrafet Rothert.
  5. HALT] hab Rothert.
  6. erwerben] WERBEN Mithoff.

Anmerkungen

  1. Meissel, Inschriften, S. 4.

Nachweise

  1. Rothert, S. 14f.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale, S. 61 (B nur bis Muh).
  3. Meissel, Inschriften, S. 4 (nur B).
Addenda & Corrigenda (Stand: 05. August 2019):

Beschreibung

Teile des ehemaligen Hauses Bäckerstr. 21 hat Börries von Münchhausen d. Ä. im Jahr 1902 nach einem Brand aufgekauft und später mit anderen Fachwerk-Bauteilen in seinem sog. Gärtnerhaus im Garten des Münchhausenschlosses in Apelern, Rintelner Str. 8 verbaut.1) Sämtliche Inschriften des ehemaligen Hamelner Hauses befinden sich an der nördlichen Giebelseite des Gärtnerhauses. Die Texte verteilen sich auf die vier Schwellbalken des viergeschossigen Dachgeschosses und auf die seitlichen Sparren. Die beiden ersten Zeilen von Inschrift A beginnen auf dem rechten Sparren neben dem Schwellbalken des dritten Giebelgeschosses, setzen sich auf diesem Schwellbalken fort und enden auf dem rechten Sparren. Die Zeilen 3 bis 8 von Inschrift A (HADT ... GNVGEN) stehen auf dem Schwellbalken des ersten Giebelgeschosses. Die ersten vier Zeilen von Inschrift B (MANCHER ... GELEGEN) sind auf dem Schwellbalken des zweiten Giebelgeschosses angebracht, die beiden letzten Zeilen auf den seitlichen Sparren und dem Schwellbalken des obersten Giebelgeschosses. Auf den beiden mittleren Brüstungstafeln des unteren Giebelgeschosses die Inschriften C als Beischriften zu zwei Wappen, die von Grotesken gehalten werden. Die übrigen Brüstungstafeln sind mit Beschlagwerkornamenten verziert. Alle Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, weite Teile von Inschrift A sind überarbeitet, die beiden ersten Zeilen erneuert; von Inschrift B sind die letzten zwei Zeilen mit Ausnahme des Wortes FEWER erneuert.

Maße: Bu.: ca. 10 cm (A, B), ca. 6 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    ANFANGa) · MEINE//S LEBENS IST ARM VND KLEIN · AVSGANG GIB GODT MAG SELIG // SEIN · IOSTb) · KETTLERc) · HADT GODT DER HER DICH GEBEN GHVT · DANCK IHM VND BRAVCHS OHN VBERMHVT · VNDANCBARHEIT ZV IEDER FRIST · VON GOT GHAR HART GESTAFFETd) IST DRVIBe) SEI FROH HALT GOT FVR AVGEN · SO WIRT DIHR HIR VND DORT GNVG/ENf)

    B

    MANCHER S//ORGET SPAET VND FHRV · ZVRWERBENg) GHVT MIT GROSSER MHVE · WEIS NICHT DAS AHN GOTTES SEGEN · LIGT DVSSEER · WEL//T GVET GELEGEN · GOTT SCHVETZ DASh) L//ANDT · DARZV VERBITTETi) FEWER //VND BRAND ·

    C

    JOST · KETTELLER // GERDRVD · · RIMANN

 
Wappen
Ketteler2) Rimann3)
Kommentar Die Spezifika der originalen Buchstabenformen sind in der Überarbeitung weitgehend nachgebildet worden: G ist mit leicht eingestellter Cauda ausgeführt, in GNVG/EN ist die Cauda des ersten G oben gegabelt und nach links durchgebogen, außerdem schneidet sie das untere Bogenende. Die Cauda des R ist geschwungen und stark einwärts gekrümmt. Ein Jost Kettler nennt sich auch auf dem Willkomm des Krameramts (vgl. DIO 28, Nr. 93 G3), allerdings ohne Jahreszahl.

Textkritischer Apparat

  1. Die in der älteren Überlieferung mitgeteilte Jahreszahl 1619 ist am Gärtnerhaus in Apelern nicht vorhanden.
  2. IOST] S spiegelverkehrt.
  3. IOST KETTLER] Fehlt Rothert, Mithoff, Meissel.
  4. GESTAFFET] Wohl statt GESTRAFFET, Mithoff vermutet Gestäupet.
  5. DRVIB] STATT DRVMB.
  6. GNVG/EN] Die drei letzten Buchstaben kleiner und in zwei Zeilen übereinander aufgemalt.
  7. ZVRWERBEN] Im Sinne von „ZV ERWERBEN“; ZV WERBEN Mithoff; wahrscheinlich hat Mithoff hier den originalen Text bewahrt.
  8. GOTT SCHVETZ DAS] Erneuerter Bestand: E in V gestellt; In Stadt und zu Landt Meissel.
  9. VERBITTET] Wahrscheinlich im Sinne von VERHVETET zu verstehen. Die Inschrift ist bis auf das Wort FEWER erneuert.

Anmerkungen

  1. 1.Vgl. Emil Fengler, Münchhausens Gärtnerhaus in Apelern. In: Schaumburger Heimatblätter 1958, S. 15.
  2. 2.Wappen Kettler: (Hausmarke unter einer Waage, s. Abb. 3). Die Hausmarke weicht in Einzelheiten von der auf dem Krameramtspokal angebrachten Marke ab, vgl. DIO 28, Nr. 93, Abb. 5.
  3. 3.Wappen Rimann (oberhalber Hirsch).

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 121† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0012100.