Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 115 St. Bonifatii (1615 ?)

Beschreibung

Epitaph des Hieronymus Justus Hake, Kalksandstein, am nordwestlichen Vierungspfeiler. Der Bildteil zeigt den Verstorbenen in Patrizierkleidung auf einem Kissen unter dem Kreuz mit Titulus A in Bethaltung, den Hut zu seinen Knien. Zu beiden Seiten des Kreuzes untereinander je acht Wappen mit Beischriften. Der Bildteil ist begrenzt von zwei Pilasterfiguren, Spes (links) mit Vogel (?) in der Rechten und Anker zu ihren Füßen, rechts Fides mit Kreuz und aufgeschlagenem Buch. An den Basen der Pilaster haubentragende Köpfe, die Kapitelle sind korinthisch. Als äußere Rahmenfiguren eine männliche und eine weibliche Figur, je eine Weinrebe haltend. Unter dem Bildteil ein verziertes Gesims, darunter eine Schrifttafel mit Inschrift B. Die Tafel wird gerahmt durch Früchte und Engelsköpfe, an der Basis ebenfalls ein Engelskopf. Am Gesims über dem Bildteil das Wappen des Verstorbenen, gehalten von zwei Engeln. In der Bekrönung ein Medaillon, darin ist die Figur eines alten Mannes mit Nimbus (Gottvater ?) dargestellt, auf den ein Kind (der in jungen Jahren Verstorbene ?) zuläuft. Am Längsbalken des Kreuzes ein Meisterzeichen, vgl. Anhang 2, M 4.

Maße: H.: 230 cm; B.: 167 cm; Bu.: 2,5–3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Julia Zech [1/3]

  1. A

    INRI1)

  2. B

    EPITAPHIVM / NOBILIS HIERONYMI IVSTI HAKEN: /EST PIETATIS AMANS VERAE ET PROBITATIS AMATORHIC QVEM TERRA TEGIT NOBILIVMQ(VE) DECVSNEC FRATRES INTER TENVIS FLOS: MAGNA PARENTVMSPES FVIT. ET MAIOR NVMINE DANTE FORETAST ALITER VISVM CHRISTO. DVM MOLE LABORVMQVAM FVIT HEV PASSVS. FECERIT HVNC VACVVMVITA QVIDEM BREVIOR MV NDO SED LONGIOR IPSIDVM PREMERENT IPSVM CRVX DOLOR ATQ(VE) LABORa)V(IVENS) T(ITVLVM) F(ECIT)

    Übersetzung:

    Epitaph des edlen Hieronymus Justus Hake.
    Er liebt die wahre Frömmigkeit und ist ein Freund der Rechtschaffenheit, er, den die Erde hier bedeckt, war eine Zierde der Edlen und unter seinen Brüdern keine geringe Blüte. Er war die große Hoffnung seiner Eltern und wäre, wenn Gott es gegeben hätte, eine noch größere geworden. Christus aber gefiel es anders, als er ihn von der Last seiner Leiden, die er – ach! – erlitten hat, befreite. Sein Leben war zwar zu kurz für die Welt, doch zu lang für ihn selbst, da ihn Kreuz, Schmerz und Mühsal quälten. Zu Lebzeiten verfaßte er die Grabschrift.

  3. Wappen mit Beischriften:

    D · V · FRENCKE D · HA/KEN D · V · WEYHE D · V · STA[FORST]b) 
    D · V · REDEN D · V · ALDEN 
    D · V · MVNNICH/HAVSEN D · V · DERL[I]DTb) 
    D · V · HASTENBEKE D · FRESEN 
    D · V · BEVEREN D · KLENCKEN 
    D · V · HASEL/HOR/ST D · V · ZERSEN 
    D · FRESEN D · BEHREN 

Versmaß: Distichen.

Wappen:
Hake(zwei abgewendete, gekrümmte Haken)2)
Frencke(drei lange Kesselhaken 2:1)3)
Reden(Rad)4)
Münchhausen(Mönch, in der Rechten Krummstab, in der Linken Brevier)5)
Hastenbeck(haubentragender Vogel)6)
Bevern(drei gekrönte Ochsenköpfe 2:1, mit heraushängenden Zungen)7)
Haselhorst(drei Räder 2:1)8)
Fresen(Helm mit drei Straußenfedern)9)
Stafhorst(Balken mit drei aufgerichteten Kleeblättern besetzt)10)
Weyhe(drei Schräglinksbalken, oben Löwe wachsend)11)
Alten(schrägrechtsgelegter, gestümmelter Baumstamm mit ausgerissener Wurzel, oben und unten mit je zwei Ästen)12)
Lith(Kranich im rechten Fuß einen Stein haltend)13)
Fresen(Helm mit drei Straußenfedern)9)
Klencke(Kammrad)14)
Zersen(Kesselhaken)15)
Behr(schreitender Bär)16)

Kommentar

Hieronymus Justus von Hake war der älteste Sohn des Erbherrn auf Ohr (bei Hameln) Levin von Hake (1574–1647) und seiner Frau Magdalene von Weyhe. Er wurde nach Angaben v. Hakes 1604 geboren und starb im Jahr 161517). Dieses Todesdatum läßt sich nicht belegen, auch v. Hake nennt seine Quelle nicht. Angesichts der Grabschrift sind die durch v. Hake ermittelten Daten problematisch: Sofern die Auflösung V(ivens) T(itulum) F(ecit) zutrifft, hätte der im Jahr 1615 Verstorbene die Grabschrift als Elfjähriger verfaßt.

Textkritischer Apparat

  1. LABOR] Aus Raumgründen in die darunterliegende Zeile gesetzt.
  2. Ergänzungen nach Herr.

Anmerkungen

  1. Io. 19, 19.
  2. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 8, Tafel 9.
  3. Vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 56, Tafel 131.
  4. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 14, Tafel 15.
  5. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 7, Tafel 6.
  6. Für das Geschlecht von Hastenbeck gibt Spießen folgende Wappenbeschreibung: Aus dem linken Schildrand hervorwachsender Widder, S. 66, Tafel 156.
  7. Vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 12, Tafel 27 (Bevern II).
  8. Vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 65, Tafel 158.
  9. Vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 56, Tafel 131. Wappenbeschreibung: Helm mit drei Kugeln und drei Straußenfedern.
  10. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 21, Tafel 23.
  11. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 18, Tafel 19 (Weyhe I).
  12. Vgl. Spießen, Wappenbuch, S. 2, Tafel 1.
  13. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2, S. 242, Tafel 292.
  14. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 2, S. 6, Tafel 4.
  15. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 22, Tafel 24.
  16. Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 3, Tafel 2.
  17. Vgl. Friedrich August Gustav Adolph Freiherr von Hake, Geschichte der Freiherrlichen Familie von Hake in Niedersachsen (Hannover/Braunschweig). o. O., [1888].

Nachweise

  1. Herr, S. 139.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 115 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0011502.