Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 104† St. Bonifatii 1600

Beschreibung

Grabmal des Bürgermeisters Johann Reiche, seiner Gattin Dorothea Leist sowie deren zweiten Ehemannes Konrad Florichen. Der Stein befand sich ehemals im westlichen Flügel des Kreuzgangs an der inneren Wand, vgl. Einleitung Kap. 3.1.2. Standorte der Grabmäler um 1760, Übersicht Nr. 7. In Herrs Aufzeichnungen stehen die Inschriften B, C und D nebeneinander unter der Inschrift A.

Inschriften nach Herr.

  1. A

    Fato coniuncti quondam sed morte soluticontiguisa) tumulis e regione iacentReicherius consul patriae qui glorius urbipraefuit insigni vir pietate gravisEt Dorothea illi coniux quae iuncta recumbitLeistia foemineis dotibus illa nitensorbataeque viro vir lectus Stirpe FlorinaConradus iuris iustitiaeque decusChriste fac illorum placide pia membra quiescantdum vitae ornentur rursus honore novae

  2. B

    Joh(annes) Ricke consul ob(iit) 22 Jul(ii) 1584 anno 85 ob(iit) Jobst filius postumus eius

  3. C

    Dorothea Leist uxor Joh(annis) Ricken et post D(octoris) Conrad Florichen obiit 21. Aug(usti) 1598

  4. D

    Conrad Florichen J(uris) U(triusque) D(octor) ob(iit) 9 Sept(embris) a(nn)o 1598 quibus filii heredes M(onumentum) H(oc) P(osuerunt) a(nn)o 1600

Übersetzung:

Einst durch das Schicksal verbunden, doch durch den Tod getrennt, liegen in benachbarten Gräbern einander gegenüber Reiche, der als ruhmreicher Bürgermeister seiner Heimatstadt vorstand, ein angesehener Mann von außerordentlicher Frömmigkeit, und ihm als Gattin verbunden liegt Dorothea Leist begraben, die in weiblichen Tugenden erstrahlte, und Konrad aus der Familie Florichen, den die Witwe sich zum Ehemann erwählte, eine Zierde des Rechts und der Gerechtigkeit. Christus, gib, daß ihre frommen Gebeine in Frieden ruhen, bis sie wieder mit der Ehre des neuen Lebens geschmückt werden. (A)

Bürgermeister Johannes Reiche starb am 22. Juli 1584. Im Jahre [15]85 starb sein nachgeborener Sohn Jobst. (B)

Dorothea Leist, Gattin des Johann Reiche und danach [des] Doktor Konrad Florichen, starb am 21. August 1598. (C)

Konrad Florichen, Doktor beider Rechte, starb am 9. September 1598. Ihnen haben die Söhne als Erben dieses Denkmal gesetzt im Jahr 1600. (D)

Versmaß: Distichen (A).

Kommentar

Johann Reiche war Sohn des Anton Reiche († 1552) und der Tesa Girsewalt (vgl. Nr. 60). Er gehörte seit 1570 dem Rat an und war 1576 Bürgermeister1). 1533 hat er sich zusammen mit dem ebenfalls aus Hameln stammenden Johann Hollenstedt an der Universität Erfurt immatrikuliert, 1536 verzeichnet ihn die Wittenberger Matrikel und 1540 studierte er in Heidelberg2). Er hat das Haus Bäckerstr. 16 bewohnt, dessen Umbau, den sein Vater begonnen hatte, von ihm weitergeführt und vollendet wurde. Konrad Florichen (Florinus), wie Dorothea Leist aus Lemgo stammend, immatrikulierte sich 1578 in Heidelberg, ging 1579 an die Universität Marburg, 1581 weist ihn die Matrikel der Universität Helmstedt nach, im Jahr 1584 bezog er die Universität Wittenberg3).

Textkritischer Apparat

  1. contiguis] contiquis Herr.

Anmerkungen

  1. HUB II, S. 796 Ratsherrenverzeichnis.
  2. Matrikel Erfurt, Bd. 2, S. 340, Nr. 21. – Matrikel Wittenberg, Bd. 1, Sp. 160a, Nr. 30. – Matrikel Heidelberg, Bd. 1, Nr. 578.
  3. Matrikel Heidelberg, Bd. 2, S. 86. – Matrikel Marburg (Register). – Matrikel Helmstedt, Bd. 1, S. 31, Nr. 22. – Matrikel Wittenberg, Bd. 2, Sp. 322b, Nr. 14.

Nachweise

  1. Herr, S. 219.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 104† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0010409.