Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 88 Museum 1589

Beschreibung

Epitaph des Templierers Harmen Breyer und seiner Familie. Kalksandstein. Die genaue Form des Steins ist nicht mehr zu rekonstruieren, da nur noch der mittlere Teil erhalten ist. Der Stein fehlt in Herrs Collectanea. Dies läßt darauf schließen, daß er an der den Kirchhof begrenzenden westlichen Stadtmauer angebracht war, da Herr von den dort befindlichen Steinen nur einige wenige anführt1). Im Bildteil des Epitaphs Darstellung des Gekreuzigten. Unter dem Kreuz knien links der Verstorbene mit vier Söhnen in patrizischer Kleidung, rechts die Gattin des Verstorbenen mit fünf Töchtern. Unterhalb des Bildteils die Inschrift, an den Rändern und unten zerstört.

Maße: B.: 128 cm; H.: 114 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Christine Wulf [1/2]

  1. 1589 · 4 · (DECEM)BRIS · ZV NACHT VMB II · AWR STARB DER ERE[. . . . .] FRO(ME)R [. . .]N · BRAIER TEMPLIRER2) · ZV HA(ME)LN DER SEEL [GOTT] GNAD / [. . . . . .] SEINE NACHG[. . . . .] WITWE VND KINDR DIS[. . . . . .] IHM [..]a) / [. . . . . . . . .]D GEDECH[.] LASN AVFRICH[. . . . .]a)3)

Kommentar

Aufgrund des Buchstabenbefunds und der archivalischen Zeugnisse ist als Vorname des Verstorbenen HARMEN anzunehmen. Harmen Breier ist mit der Jahreszahl 1570 als Vorsteher des Krameramts auf dem Kramer-Willkomm (vgl. Nr. 93) verzeichnet. Er hatte 1553 um Aufnahme in das Krameramt ersucht4). Im Krameramtsbuch ist neben dem Eintrag des Gesuchs der Vermerk notiert: obiit 1589 die Nicolai. Die Angabe des Tages (6. Dezember) stimmt nicht mit dem in der Inschrift genannten 4. Dezember überein.

Harmen Breyer war Vater der Anna Breyer und Schwiegervater des Thiele Römer (vgl. Nr. 106). Die Schoßlisten belegen, daß er am Anfang der Osterstraße vermutlich im Haus Osterstr. 3 gewohnt hat, das ab 1591 Thiele Römer in Besitz hatte5).

Textkritischer Apparat

  1. Es ist nicht sicher, ob der Text der Inschrift in dieser Zeile noch weiterging.

Anmerkungen

  1. Näheres siehe Einleitung Kap. 3.1.2. Standorte der Grabmäler um 1760, Grabdenkmäler auf dem Münsterkirchhof.
  2. ‚Vorsitzender, Aufseher etc. einer Kirche oder kirchlichen Stiftunng‘, vgl. Mittelniederdeutsches Wörterbuch IV, S. 527 s.v. ‚tempelere‘.
  3. Da eine zweifelsfreie Ergänzung des Texts nicht möglich ist, gebe ich eine Paraphrase: 1589, 4. Dezember: Zur Nacht um 2 Uhr starb der ehrenfeste und fromme Harmen Breier, Templierer zu Hameln. Der Seele wolle Gott gnädig sein. Seine nachgelassene Witwe und Kinder haben diesen Stein ihm zu Ehre und Gedächtnis aufrichten lassen.
  4. Sta Hameln, Amtsbuch des Krameramts (ohne Seitenzählung).
  5. Sta Hameln, Schoßliste 1589, fol. 6v; 1591, fol. 3v.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 88 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0008800.