Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 79 St. Bonifatii 1578

Beschreibung

Grabstein des Seniors Johannes Hornemann, Kalksandstein. Heute befindet sich der Stein links neben dem Aufgang zum Hohen Chor, früher war er im Ostteil des Kreuzgangs angebracht, vgl. Einleitung Kap. 3.1.2. Standorte der Grabmäler um 1760, Übersicht Nr. 10. Im Mittelfeld ist der Verstorbene lebensgroß im Stiftsornat mit Kelch und Hostie dargestellt. In Kopfhöhe der Figur links ein Wappenschild, das entsprechende rechte Wappen ist zerstört. Die Inschrift ist als vierseitige Umschrift erhaben ausgeführt, der Schluß des Textes ist in einer zweiten Zeile am linken Rand des Mittelfeldes weitergeführt. Herr überliefert im Anschluß an die Grabschrift noch einen weiteren Text, der aber wahrscheinlich nicht inschriftlich ausgeführt gewesen ist1).

Maße: H.: 224 cm; B.: 117 cm; Bu.: 9–9,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis2).

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [1/1]

  1. ANNO · Ma) · [CCCCCLXXVIII OBIIT DO]MINVSb) · IOHANNES · HORNEMAN · SENIOR / CANONICVS · PRESBITER / HVIVS: TEMPLI CVIVS · ANIMA · ET · CORPVS · IN · PACE / DEI REQVIESCANT AMEN

Übersetzung:

Im Jahre 1578 starb der Senior-Kanoniker und Priester dieser Kirche, Herr Johannes Hornemann, dessen Seele und Körper im Frieden Gottes ruhen mögen. Amen.

Wappen:
?(drei männliche Büsten – Kleriker?)
Hornemann(Horn)3)

Kommentar

Johannes Hornemann trat nach 1517 dem Kapitel bei (HUB II, 691) und bekleidete seit 1554 das Seniorenamt. Für 1536 ist er als Priester an St. Bonifatii nachgewiesen4). In diesem Jahr vollzog er, unter dem Dekanat von Rudolf Moller, als erster Stiftsherr den Übertritt zum lutherischen Bekenntnis5).

Textkritischer Apparat

  1. Die Versalien A und M sind kalligraphisch verziert.
  2. Der Text ist im Original zerstört, die Ergänzung folgt Herr.

Anmerkungen

  1. Der Text lautet nach Herr:„Hic fuit primus, qui post reformationem per Elisabetam Ducissam Brunswicensem et Lüneburgensem Erici Senioris relictam viduam, filii Erici iunioris nomine factam evangelicam doctrinam amplexus et simul professus est. Cum a(nn)o 1540 amplissimus Senatus et cives huius urbis doctrinam coelestem per beatum Lutherum patefactam adamare coepissent, a(nn)o 1563 quidam Canonici secuti sunt, nonnulli autem aufugerunt eo tempore. Inter eos autem, qui hic manserunt, fuit Hornemannus“.(Dieser ist der erste gewesen, der nach der Reformation, die von Elisabeth, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg und hinterbliebener Witwe Erichs d. Älteren, unter dem Namen ihres Sohnes Erichs des Jüngeren durchgeführt worden war, die evangelische Lehre angenommen und zugleich öffentlich bekannt hat. Als im Jahr 1540 der allerhöchste Senat und die Bürger dieser Stadt die durch den seligen Luther erschlossene himmlische Lehre zu schätzen begonnen hatten, schlossen sich im Jahr 1563 einige Kanoniker an, ziemlich viele verließen [die Stadt] fluchtartig zu dieser Zeit. Unter denjenigen aber, die hierblieben, war Hornemann.) Der lateinische Text ist abgedruckt im HUB II, 803.
  2. Im Gegensatz dazu sagt Herr, die Inschrift sei in Mönchsschrift, also in gotischer Minuskel, ausgeführt gewesen.
  3. Das Wappen rechts der Figur fehlt heute, die Beschreibung folgt Herr. – Hinsichtlich seines Inhalts ist das auf der Spindelseite angebrachte Wappen (Horn) eher mit dem Namen Hornemann in Beziehung zu bringen als das auf der Schwertseite. Vielleicht sind die Wappen bei der Anbringung seitenverkehrt ausgeführt worden.
  4. Vgl. Naß, Diss., S. 327.
  5. Vgl. Neukirch, S. 56 f. – Vgl. auch HUB II, 83.

Nachweise

  1. Herr, S. 220.
  2. Spanuth, Geschichte I, S. 191 (Abb.).
  3. Neukirch, Tafel 6 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 79 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0007908.