Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 33 St. Bonifatii 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Acht Steinbruchstücke einer Grabplatte1) des Hamelner Kanonikers Renerus de Lovensen (?), heute in der alten Propstei als Stufen der Kellertreppe vermauert. Die Grabplatte hat vermutlich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Boden der Münsterkirche gelegen2) und ist bei der Entfernung der Bodenplatten aus dem Kircheninneren in der Propstei als Baumaterial verwendet worden. Die erhaltenen Teile lassen auf eine ehemals hochrechteckige Grabplatte schließen mit einer Umschrift und einer Darstellung des Verstorbenen im Innenfeld. In den vier Ecken befanden sich Medaillons mit figürlichen Darstellungen, möglicherweise Evangelistensymbolen, von diesen Medaillons ist das der rechten oberen Ecke erhalten. Inschrift B befindet sich quer auf der untersten Stufe, (A) auf der zweiten, (C) auf der vierten von unten. Die fünfte Stufe von unten ist ein Stück aus dem Bildteil, die siebte Stufe besteht aus einem quer aus der Platte entnommenen Fragment mit je einem Textbruchstück an den beiden Längsseiten der Stufe. Die dritte, sechste und achte Stufe von unten sind leer, wahrscheinlich sind sie so vermauert worden, daß die bearbeitete Seite nach unten liegt. – Die Grabschrift fehlt in Herrs Sammlung.

Maße: B.: ca. 100 cm; Bu.: 8–8,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Christine Wulf [1/2]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · M+/CC[. . .]

  2. B

    me(n)sis martii obi(it)/

  3. C

    d(omi)n(us) · rener(us)a) · de lo[. . .]

  4. D

    Ca) C · Xo · IIIlensa)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn (. . .) starb [am . . .] im Monat März Herr Renerus de Lo(vensen)...

Kommentar

Die fragmentarische Überlieferung des Namens der Inschrift C macht es wahrscheinlich, daß die Bruchstücke zu einer Grabplatte für den Hamelner Kanoniker Renerus de Lovensen gehört haben. Renerus de Lovensen ist vom 12. April 1447 bis zum 21. Dezember 1467 als Kanoniker am Stift St. Bonifatii nachgewiesen (HUB II, 272; 415)3). Am 28. Juni 1419 ist er als Kleriker in der Diözese Minden bezeugt4). Seine Consolatio wurde am 9. Juli gefeiert5).

Textkritischer Apparat

  1. Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Es ist nicht auszuschließen, daß die Bruchstücke von zwei verschiedenen Platten stammen.
  2. Näheres zu den Bodenplatten in der Münsterkirche vgl. Einleitung, Kap. 3.1.2. Grabdenkmäler auf dem Münsterkirchhof.
  3. Nachweise bei Naß, Diss., S. 353.
  4. Rep. Germ. IV, Sp. 3270, nachgewiesen bei Naß (wie Anm. 3).
  5. HSTA Hannover, Hann. 75, Nr. 1862 Vikarien- und Memorienverzeichnis 1570/71, fol. 17v.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 33 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0003305.