Inschriftenkatalog: Stadt Hameln
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 28: Hameln (1989)
Nr. 28 St. Bonifatii 1490
Beschreibung
Dreiarmiger Standleuchter mit rundem Fuß, sogenannter „Schuhmacheramtsleuchter“. Messing. Unter dem Fuß drei Löwen, die den Leuchter tragen. Sie sind spätere Zutat, ersetzen aber wahrscheinlich ältere Löwenfiguren1). Am Schaft zwei Ringe, an den Armen je ein Ring, Tüllen mit Lilienborten. Die Inschrift A ist am unteren Rand des Sockels eingeritzt, die Buchstaben sind glatt, die übrigen Flächen gepunzt. Inschrift B befindet sich auf dem flachen Rand der 2. Sockelwölbung, oberhalb des Wortes sa(n)cti von Inschrift A. An einem Arm des Leuchters hing eine Metallplatte mit einem Wappen und einer Inschrift jüngeren Datums2).
Maße: H.: 170 cm; Dm.: (Fuß) 53 cm; Bu.: 5–6 cm (A), 1,3 cm (B).
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
· moa) cocococo · xco · fusu(m) · e(st) · p(rese)nsb) · ca(n)delabru(m) · in honorem · sa(n)cti · bonifacy · ripec)
- B
cyriac(us)
Übersetzung:
1490 wurde dieser Leuchter zur Ehre des heiligen Bonifatius gegossen.
Textkritischer Apparat
- mo] aoM Herr; Anno m Sprenger, Meissel; Anno 1440 Spanuth.
- p(rese)ns] fehlt Herr, Sprenger, Meissel, Spanuth.
- ripe] episcopi Herr, Sprenger, Meissel, Spanuth. – Die Abkürzung ripe ist nicht eindeutig aufzulösen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Bonifatius-Titulatur, Rothert schlägt als Auflösung vor (S. 83): r(omani) i(mperii) p(rimi) e(piscopi). Diese Titulatur lässt sich in dieser Wortfolge nicht für Bonifatius belegen, vgl. Briefe des Bonifatius. Willibalds Leben des Bonifatius nebst einigen zeitgenössischen Dokumenten, hg. von Reinhold Rau. Darmstadt 1968 (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Bd. IV b).
Anmerkungen
- Vgl. Emmi Völker, Drei Löwen tragen den Leuchter. In: Jahrbuch 1962, S. 25–28. – Sprenger (1861) gibt die Marktkirche St. Nicolai als Standort des Leuchters an, dort stand er nicht auf Löwenfüßen, sondern auf einem steinernen Postament (vgl. 2Sprenger, S. 204) mit der Inschrift (nach Mithoff): Zum Andenken des Schuhmacher-Amts hierher gestellt v. C. V. M. und I. C. H. 1823.
- Nach Angaben Mithoffs befand sich an einem Arm eine Metalltafel mit dem Wappen des Schuhmacheramts: Doppelköpfiger Adler, darunter ein Stiefel, auf der Rückseite die Inschrift (nach Völker): Dieses Wappen stiftete die Schuhmacherinnung am 1.4.1912 Fr. Emde, Fr. Specht, H. Meyer, Fr. Tegtmeyer, G. Heise.
Nachweise
- Herr, S. 135.
- 2Sprenger, S. 204.
- Rothert, S. 83 (nur A).
- Mithoff, Kunstdenkmale, S. 53.
- Meissel, Inschriften, S. 34.
- Spanuth, Geschichte I, S. 185 (Abb. nach S. 112).
- Völker (wie Anm. 1), S. 25.
Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 28 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0002804.
Kommentar
Die Buchstaben f, r, x, s und Schaft-s sind von Zierstrichen begleitet, die Oberlängen von t, b, l sowie der erste Schaft des a laufen nach oben dreizackig aus. Unterlängen sind schwach ausgeprägt. e hat die Form eines c, das Auge wird lediglich durch einen Zierstrich angedeutet. Die Buchstaben sind verbunden, zwischen den einzelnen Wörtern befinden sich rautenförmige Worttrenner, in zwei Fällen Rosetten.
Der Leuchter wurde dem Stift St. Bonifatii vom Schuhmacheramt gestiftet. Bei Inschrift B handelt es sich möglicherweise um eine Künstlersignatur.