Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 22† St. Bonifatii 1440

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabstein des Dietrich von Halle, ehemals im Kreuzgang des Stifts (vgl. Einleitung Kap. 3.1.2. Standorte der Grabmäler um 1760, Übersicht Nr. 9). Nach Herrs Beschreibung befand sich auf dem Grabstein eine Darstellung Christi, am Pfahl gebunden stehend1). Darunter ein Mann und eine Frau in Bethaltung, denen jeweils ein Wappen zugeordnet war. Der Grabstein hat bereits kurz nach Abbruch des Kreuzgangs eine Zweitverwendung gefunden2), er diente dem Subsenior des Bonifatiusstifts Georg Johann Wilhelm Küpeke ( 1790) als Grabmal. Der beidseitig beschriftete Stein wurde 1925 auf dem Bürgerfriedhof gefunden, er war damals in fünf Teile gebrochen. Über den Verbleib ist nichts bekannt.

Inschrift nach Herr.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen | Christine Wulf [1/1]

  1. Anno d(omi)ni mill(es)imo CCCC XXXX ip(s)o die b(ea)ti Godhardi3) ob(iit) tideric de Halle

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1440 starb am Tag des heiligen Godehard Dietrich von Halle.

Wappen:
von Halle(rechtsschräger Balken mit drei Rosen belegt)4)
Leist(Lilie)5)

Kommentar

Dietrich von Halle ist im Donat, dem ältesten Stadtbuch Hamelns (HUB I, 586, Nr. 113), verzeichnet. Er hat im Jahr 1419 seine Siegelgewalt auf Wulver von dem Werdere übertragen.

Anmerkungen

  1. Beschreibung nach Herr, S. 220.
  2. Das Folgende nach F(riedrich) M(eissel): Eine alte Grabplatte. In: DWZ 2.6.1922. Die zweite Inschrift auf dem Grabstein lautete (Wiedergabe nach Meissel): Hic quiescit Georgius Johann Wilh(elm) Küpeke Rev(erendi) Capit(uli) S(ancti) Bonifacii Canonicus Subsenior. Coniux Liber[i] Amici. Natus A(nno) D(omini) 24. Juni 1719. Den(atus) A(nno) D(omini) 24. Juli 1780. (Hier ruht der Kanoniker Georg Johann Wilhelm Küpeke, des ehrwürdigen Kapitels an St. Bonifatii Subsenior. Gattin, Kinder und Freunde. Geboren am 24. Juni des Jahres 1719, gestorben am 24. Juli 1780.)
  3. 5. Mai.
  4. Spießen, S. 64. – Herrs Wappenbeschreibung (S. 220) lautet anders: Über einem schwarzen Balken drei Rosen.
  5. Das Leistsche Wappen führt normalerweise eine Lilie, nach Herrs Beschreibung (S. 220) wären in dem Wappen „zwei Helme mit ihren Zierathen“ zu sehen gewesen.

Nachweise

  1. Herr, S. 220.
  2. HUB II, 826.
Addenda & Corrigenda (Stand: 06. August 2019):

Grabmal des Dietrich von Halle.1) Stein. Das Denkmal ist nicht verloren, sondern wurde in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts auf dem Friedhof in Hameln zerbrochen aufgefunden und auf das Gut Behrensen (Lkr. Hameln-Pyrmont) gebracht.2) Dort befand es sich zunächst an der südöstlichen Schmalseite des Herrenhauses; im Jahr 2015 war es in die Umfassungsmauer des Gutes eingelassen. Im vertieften Innenfeld eine Darstellung Christi mit Nimbus an der Martersäule, links und rechts daneben in betender Haltung der Verstorbene mit gegürtetem Schwert und seine Ehefrau. Unterhalb der knienden Figuren je ein Wappen, über den Köpfen leere Schriftbänder und die Oberwappen mit Helm und Helmzier. Die Inschrift verläuft an der oberen Schmalseite und an der rechten Langseite.

Maße: H.: 214 cm; B.: 101 cm; Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. Anno · d(omi)ni · mil(le)simo · cccc / [xxxx] · ip(s)o · die · b(ea)ti · Godehardi · ep(iscop)i3) · ob(iit) tideric(us)a) de halle ·

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1440 am Tag des heiligen Bischofs Godehard starb Dietrich von Halle.

  
Wappen:
Halle (rechtsschräger Balken mit drei Rosen belegt)3)
Winnighausen ? (halbe Lilie)

Dietrich von Halle war mit Mette von Winnighausen verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn, Ludeke, hervor. Auf ihn geht eine Memorienstiftung vom 20. September 1474 zurück, in der seine Mutter als verstorben erwähnt wird.4) Ludeke von Halle war mit Jutta von Münchhausen verheiratet, beider Sohn Ludolf ist am 24. Dezember 1520 in Hameln verstorben und wurde ebenfalls im Kreuzgang von St. Bonifatii bestattet (vgl. DIO 28, Nr. 44). Er war verheiratet mit Johanna vom Hof. Aus der Ehe ging u. a. ein Sohn Christoph hervor, der am 29. März 1541 starb und in der St. Godehard-Kirche in Hildesheim beigesetzt wurde.5) Christoph und sein Bruder Jost haben im Jahr 1523 für ihren in Minden verstorbenen Bruder Gerhard die Vicarie Omnium Sanctorum an St. Bonifatii in Hameln gestiftet.6) Die Familie von Halle besaß das Rittergut Behrensen, auf dem sich der Stein heute befindet, von 1537 bis 1625 als Lehen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Der erste Lehnsnehmer war der 1611 verstorbene Hinrich von Halle.6)

Textkritischer Apparat

  1. tideric(us)] h(in)d’ric Kunstdenkmäler.

Anmerkungen

  1. 1.Für den Hinweis auf den Standort dieser verloren geglaubten Inschriften und für prosopografisch weiterführende Angaben danke ich Walter Ellwanger, Bremen.
  2. 2.Vgl. Die Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont im Regierungsbezirk Hannover, bearbeitet von Joachim Bühring unter Mitwirkung von Guido Große Boymann und Jürgen Klemcke. (Kunstdenkmäler des Landes Niedersachsen Bd. 35) Hannover 1975, Textband S.103 (dort fälschlich als „Epitaph des Hinrich von Halle“ bezeichnet) und Bildband Abb. 110.
  3. 3.5. Mai.
  4. 4.Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 4: Ausgestorbener preußischer Adel, Provinz Preußen, bearb. von G. A. von Mülverstedt, illustriert von Ad. M. Hildebrandt. Nürnberg 1874, S. 25 u. Tafel 9.
  5. 5.Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln 1408-1576, hg. von Erich Fink: Hannover u. Leipzig 1903 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens X), Nr. 469
  6. 6.Vgl. DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 337.
  7. 7.Urkundenbuch des Stiftes und der Stadt Hameln (wie Anm. 4), Nr. 706.
  8. 8.Vgl. Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont (wie Anm. 1), S. 99.

Nachweise

  1. Die Kunstdenkmäler des Landkreises Hameln-Pyrmont, Textband S. 103, Bildband Abb. 110.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 22† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k0002202.