Inschriftenkatalog: Stadt Hameln

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 28: Hameln (1989)

Nr. 6a St. Bonifatii nach 1376

Bei dieser Katalognummer handelt es sich um einen Neufund und sie ist daher nur online verfügbar.

Beschreibung

Vollkreissonnenuhr. Stein. Die Sonnenuhr ist auf zwei vermauerten Steinquadern eines vorspringenden Pfeilers an der Südseite der Elisabethkapelle angebracht. Die Steine sind mit einer auszementierten Fuge verbunden. Die Radien sind im Halbkreis angeordnet, der Schattenstab fehlt. Der erste Buchstabe ist auffallend im Inneren des Kreises oberhalb des horizontalen Radius angebracht. Die Buchstaben der Inschrift und die Kreuze an den Enden der Radien sind außerhalb des Kreises eingehauen.

Maße: Bu.: ca. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. oa) + p(rima) + [t](ertia)a) n(ona) v(espera) +

Kommentar

Einen Anhaltspunkt für die Datierung stellt der Umbau der Südseite der Münsterkirche dar, der ab 1376 begann.1) Die Anfangsbuchstaben bezeichnen die sogenannten „Kleinen Horen“ des Stundengebets Prima, Tertia Non und Vesper. Im Vergleich mit der älteren, wohl noch auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datierenden Sonnenuhr (Nr. DIO 28_2a) sind hier die Gebetszeiten verschoben: Die Non rückt von der neunten Stunde auf die Mittagszeit und die Vesper in die Mitte des Nachmittags. Diese Verschiebung der Gebetszeiten ist seit dem 14./15. Jahrhundert üblich.2)

Textkritischer Apparat

  1. o] Der Buchstabe ist nicht deutbar. Keine der Horen beginnt mit einem o. Die auffallende Positionierung des Buchstabens im Inneren des Kreises spricht auch eher dafür, dass das o anders zu deuten ist.
  2. Die Lesung des t ist nicht eindeutig.

Anmerkungen

  1. Vgl. Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bremen Niedersachsen. München, Berlin 1992, S. 588.
  2. Zur Verschiebung der Gebetszeiten vgl. Gustav Bilfinger, Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden. Stuttgart 1892, S. 65.

Zitierhinweis:
DI 28, Hameln, Nr. 6a (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di028g004k00006a0.