Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 69 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum 4. V. 15. Jh.

Beschreibung

Abendmahlskelch, Silber, vergoldet, nach mündlicher Überlieferung aus Halle stammend, 1887 dem Museum geschenkt.1) Runder Fuß mit einer aus Vierpässen gebildeten Zarge. Fuß und Anlauf mit getriebenem Blattwerk sowie Ästchen mit Eichenlaub und -früchten dicht bedeckt. Schmale, von Taustäben eingefaßte Stilussegmente, die einen aus durchbrochenem Maßwerk gebildeten Nodus einschließen. Auf den quadrangelförmigen Rotuli fünf erhabene Buchstaben eines Nomen sacrum. Auf dem sechsten Rotulus eine fünfblättrige Blüte.2)

Maße: H.: 19,3 cm; D.: 12,9 cm (Kuppa), 15,1 cm (Fuß); Bu.: 0,7–0,9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg [1/5]

  1. i//e//s//u//s

Kommentar

Neben den typischen Buchstaben der Gotischen Minuskel i und u steht ein e, dessen oberer Bogenabschnitt abgeknickt und mit dem Balken verschmolzen und dessen unterer Bogenabschnitt spornartig ausgebildet ist. Ein s vergleichbarer Form findet sich auf einem Tafelbild in der Marktkirche, das der Werkstatt eines im letzten Viertel des 15. Jh. in Halle tätigen Malers zugewiesen werden kann (Nr. 67). Demnach wäre der Nodus etwa ein Jahrhundert nach den übrigen Teilen des Kelches entstanden.3)

Anmerkungen

  1. Denkmäler 10, 1912, S. 4; Inv.-Nr. KG 701.
  2. Herrn Dr. Ralf Schürer, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, sei für seine Auskunft herzlich gedankt.
  3. Zur Datierung s. Fritz 1982, S. 229 (Nr. 294: um 1370/80).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 69 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0006909.