Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 64† Barfüßerkirche † 1495

Beschreibung

Grabplatte (?) „in dem Creutzgang (...) in der Mauer, an welche(r) ein Mann im Harnisch abgebildet und das Adliche Diskauische Wapen nebst einer sehr unleserlichen Umschrifft“1) mit Sterbevermerk für Otto (?) von Dieskau, spätestens bei Abbruch der Klosteranlage 1828 verlorengegangen. Schriftform und Art der Schriftausführung unbekannt.

Nach Olearius.

  1. Anno 1495. Jahr, am nestina) Donnerstag nach Sebast(iani) und Fabiani ist de(r)b) gestrengt und fest Ode von Diskau, daselbest gesessen, allhe(r)c) in Got vorstorben.d)

Datum: 1495 Januar 22.

Kommentar

Der Verstorbene ist vielleicht mit jenem von 1475 bis 1491 nachweisbaren erzbischöflichen Rat Otto von Dieskau gleichzusetzen, der auch zwischen 1486 und 1488 Hauptmann auf dem Giebichenstein war.2) Schon sein Vater Geisler und andere Verwandte standen im Dienst der Erzbischöfe von Magdeburg; sein Sohn Hans (gestorben 1514) war der erste Hofmeister des Erzbischofs und Kardinals Albrecht von Brandenburg in Halle.3) Die im Saalkreis ansässige Familie war offensichtlich dem hallischen Franziskanerkloster sehr verbunden, denn nur zwei Jahre nach Otto wurde ein weiteres Familienmitglied hier beigesetzt.4) Ein „Bildniß“ des hl. Franziskus mit dem Familienwappen, das noch 1667 in der ehemaligen Klosterkirche zu sehen war, wird eine Stiftung derer von Dieskau gewesen sein.5)

Textkritischer Apparat

  1. nestin] Sic! Lies nächsten.
  2. der] Kein Kürzungszeichen.
  3. allher] Ergänzung unsicher; kein Kürzungszeichen.
  4. Die Schrägstriche bei Olearius wurden hier durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 180.
  2. Vgl. Scholz 1998, S. 342. Nach König 1, 1727, S. 225 bereits 1494 verstorben.
  3. Vgl. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 203 („Erste Continuation des Dieskauischen Geschlechts-Registers A“); Scholz 1998, S. 46, 328, 342.
  4. Olearius 1667, S. 215; der „Leichstein“ war 1667 noch vorhanden.
  5. Ebd., S. 215, 495 f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 180.
  3. Dreyhaupt 2, 1750, S. 204.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 64† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0006407.