Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 28 Magdeburg, Wallonerkirche 1430

Beschreibung

Taufbecken aus Bronze, aus der Ulrichskirche in Halle, seit 1976 als Leihgabe in der Wallonerkirche.1) Auf dem hohen, reich profilierten, ringförmigen Fuß vier Heilige (H.: 35,5–36,5 cm), die das Taufbecken tragen: Maria mit Kind, zwei gekrönte Frauen, die ehemals wohl Palmzweige in den Händen hielten, und ein Heiliger mit einem Buch in der linken Hand. Die Außenseite des schwach konischen, reliefgeschmückten Beckens umzieht dicht über dem Boden ein erhabener Meistervermerk, eingefaßt von zwei Stegpaaren. Darüber erheben sich 14 Rundbogenarkaden, geschmückt mit rundbogigen Maßwerkfriesen, die Reliefs von Christus, Maria und den Aposteln überfangen (H.: 19,5 cm). Zur rechten Seite Christi steht Maria, zur linken Johannes Evangelista.

Maße: H.: 111,3 cm; D.: 90,3 cm (Becken), ca. 85 cm (Fuß); Bu.: 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. · an(n)o · d(omi)ni · m · cccc · xxx · p(er)a) · me · lvdolfvsb) · va(n) · brv(n)svikc) · v(n)de · sin · sone · hi(n)rikd) · ge · ghote(n) · to · magedeborch ·e)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1430 durch mich, Ludolf von Braunschweig, und seinen Sohn Hinrich gegossen zu Magdeburg.

Kommentar

Ein sehr ähnliches Taufbecken von gleicher Größe, denselben Meistern und aus demselben Jahr hat sich in der Marktkirche erhalten (Nr. 27). Die Gießer haben für beide Werke dieselben Modeln verwendet. Die Schriftform entspricht der des anderen Taufbeckens. Kürzungen sind markiert durch schräglinks geschnittene Striche mit Zierpunkten an den Enden, die auf einem Steg über der Schriftzeile stehen. Als Worttrenner dienen Rauten oder Quadrangel mit Zierhäkchen an den oberen und unteren Ecken. Nur an Anfang und Ende der Inschrift steht ein vertikaler Balken, dessen Form der der Kürzungsstriche entspricht.2)

Textkritischer Apparat

  1. xxx · per] xxxv Olearius, Dreyhaupt, Weise, Kugler.
  2. lvdolfvs] Ludolphus Weise.
  3. brvnsvik] bruncvitz Olearius, Brunsvic Weise, Ulrichskirche 1939.
  4. hinrik] Hinritz Olearius; hinrich vom Hagen; hinrick Ulrichskirche 1939.
  5. magedeborch ·] Magdeborch Büsching, Ulrichskirche 1939. Zwischen den Worttrennern, die an Anfang und Ende der Inschrift stehen, ist ein kleines Köpfchen auf der Zeilenmitte angebracht.

Anmerkungen

  1. Die Pfarrkirche wurde bei der Bombardierung Magdeburgs 1945 bis auf die Umfassungsmauern zerstört und von 1966 bis 1978 wieder für eine gottesdienstliche Nutzung hergerichtet. Wegen des Totalverlustes der Ausstattung erhielt die Kirche die Hauptstücke der historischen Ausstattung der Ulrichskirche in Halle, die zur selben Zeit profaniert und zur Konzerthalle umgestaltet wurde. Außer dem Taufbecken befindet sich noch ein Altarretabel von 1488 in der Wallonerkirche (Nr. 60). Die Kanzel der Ulrichskirche, inschriftlich datiert auf 1588, wurde mittlerweile wieder nach Halle zurückgebracht (Nr. 244); vgl. Berger 1983, S. 143, 146. Vgl. auch Dehio 2002, S. 568 f. und Einleitung, S. XXVII.
  2. Die Fünte bei Walter 1913, S. 815 irrtümlich für 1435 verzeichnet.

Nachweise

  1. Olearius 1667, S. 186.
  2. Dreyhaupt 1, 1749, S. 1054.
  3. Büsching 1819, S. 398.
  4. Weise 1824, S. 56.
  5. Puttrich 1845, S. 15.
  6. Kugler 1854, S. 32, Anm. 1.
  7. vom Hagen 1, 1867, S. 253 f.
  8. Heydemann 1882, Sp. 19.
  9. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 187, 189.
  10. Thiede 1927, S. 117.
  11. Ulrichskirche 1939, S. 11 f. (unvollständig).
  12. Eichler 2003, S. 182.
  13. Soffner 2005, S. 16.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 28 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0002801.