Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85 Anhang 1: Stadtgottesacker (2012)

A1, Nr. 93 Bogen 93 1557–1590, 1636

Beschreibung

Fragmente von Bibelzitaten (?), in zwei Blöcken zu je drei Zeilen nebeneinander auf das mittlere Friessegment geschrieben (AA, AB); Stiftervermerk (C). Im Bogenscheitel ein überarbeitetes Medaillon. Am linken Bogensegment Steinmetzzeichen.1)

  1. AA

    [– – –]a) STEHEN / [– – –] [NA]CH DIR ZV / [– – –] GEHEb) ESA 262)

  2. AB

    [– – –] / [– – –] VOLCK A[– – –] / [– – –] E[– – –]c) HAT VNSER [– – –]d)

  3. C (†)

    D(octoris) Andreae Nitneri und dero Seinigen Grabstedt, erkaufft den 30. Jun(ii) 1636.

Kommentar

Das linke und das rechte Bogensegment stammen, ihren Stilformen nach zu urteilen, aus verschiedenen Bögen.3) Während der rechte Block mit dem ornamentierten Zwickelfeld wohl in den Jahren vor 1590 gefertigt wurde,4) entstand das linke Pendant aus der bis etwa 1570 währenden Ausbauphase des Stadtgottesackers. Der Fries des mittleren Blocks mit den Inschriften AA und AB und das Schriftfeld am Bogengewände (C) darunter wurden soweit abgearbeitet, daß die ursprünglich hier befindlichen Inschriften nahezu (AA, AB) bzw. gänzlich (C) unlesbar geworden sind.5)

Um 1590 besaß Jakob Zöllner den ganzen Bogen oder nur jene Bogenhälfte,6) die Dr. Andreas Nietner (1601–1669) kaufte.7) Nietner war von 1638 bis 1656 Leibarzt des Administrators August von Sachsen.8) Seine zweite Ehefrau, Katharina Elisabeth Wagner, wurde in der 5. Bogenkammer beigesetzt (s. Anhang 1, Nr. 5CA).

Textkritischer Apparat

  1. [– – –] Als letzter Buchstabe stand M, N oder V. 1
  2. GEHE] Lesung unsicher.
  3. E[– – –] Das E überhöht, danach vielleicht zwei Buchstaben ausgefallen.
  4. Lesung bis auf VOLCK unsicher.

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 87.
  2. Jes 26,19–20.
  3. Freundlicher Hinweis von Herrn Marcus Golter, Potsdam.
  4. Die Westseite ist ausweislich der Inschrift am Torturm und der Inschriften Anhang 1, Nr. 6C und 9C im Jahr 1590 (oder um das Jahr 1590) entstanden.
  5. Erkennbar ist noch, daß C in Fraktur ausgeführt war.
  6. Olearius 1667, fol. Sssiiijv (Nr. 84).
  7. In StAH A 1.1.7 Kap. XVII, Abt. E, Nr. 3, fol. 13r als Mitbesitzer des Bogens 94 erwähnt.
  8. Dreyhaupt 2, 1750, S. 679 und Beylage B, S. 101 („Geschlechts-Register der Nitner“); Thiele 2011, S. 192.

Zitierhinweis:
DI 85 Anhang 1, Stadtgottesacker, A1, Nr. 93 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004a1009306.