Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85 Anhang 1: Stadtgottesacker (2012)

A1, Nr. 44 Bogen 44 1566

Beschreibung

Bibelzitat (A) und Stiftervermerk mit Widmung (C). Im Bogenscheitel ein Medaillon mit Vollwappen; Steinmetzzeichen an Pfeiler,1) rechtem Bogenzwickel2) und Gebälk.3)

  1. A

    ABERa)· DEINE · TODTEN · WERDEN · LEBEN · VND · MIT · DEM · LEICHNAM [ · ] AVFFERSTEHEN · WACHT · AVF · VND · RV(H)METb) · DIEc)· [.]ELIGTd) · VNTER · DER · ERDEN · DEN · DEIN · / DAWe)· IST· EIN · DAWe) · DES · GRVNEN · FELDES · VND · DAS · LANT · WIRD · DIE · DODTEN · ERRAVSf) · WERFFEN · IESAIA · AM · 26 CAP : 4)

  2. C (†)

    IM · IAR · [NACH · CHRISTI · VNSERS · SELIGMACHERS · GEBVRT · 1566 · HABEN · DIE · ERBAREN · SIMON · PETER · VND · IOHANNES · DIE · NICOLAUSZg)· VON · WEh)· GEBRVDERE · ZV · EHREN · IHRES · GESCHLECHTS · DIESEN · 33 · BOGEN · ERBAVET]

Wappen:
Nikolaus von Wiehe (?)5)

Kommentar

Als Worttrenner dienen Dreiecke auf der Mittellinie.

Ein Bruder des Simon Peter Nikolaus von Wiehe mit Namen Johannes ist in dem Stemma Johann Christophs von Dreyhaupt nicht verzeichnet.6) Er könnte aber mit jenem „Hans Niclas“ gleichzusetzen sein, der 1576 mit dem Haus des Dr. Johann Nikolaus von Wiehe, Große Ulrichstraße 62/63, belehnt worden war.7) Dieser – Leibarzt Kardinal Albrechts, Ratsmeister und Vater der beiden inschriftlich genannten Brüder – war 1549 in den Adelsstand erhoben worden und ist 1557 gestorben.8) Die Brüder hatten sich 1555 bzw. 1560 in Wittenberg immatrikuliert;9) Simon Peter wurde 1566 in den Rat gewählt, ist aber noch im selben Jahr gestorben.10) Der Familienname Nikolaus von Wiehe deutet auf die Herkunft der Familie aus dem Städtchen Wiehe in Nordthüringen hin.

Textkritischer Apparat

  1. ABER] Der erste Buchstabe überhöht.
  2. RVHMET] Kürzung durch Kompendienstrich.
  3. DIE] Das I über die Balken des E geschrieben.
  4. [.]ELIGT] Sic! Für LIEGT.
  5. DAW] Sic!
  6. ERRAVS] Sic! Am linken Schaft des A setzt ein linksschräger Schaft an. Vermutlich ein V, das dann zu A umgearbeitet wurde.
  7. NICOLAUSZ] Olearius: Nicolauß.
  8. WE] Sic! Für WIE (= Wiehe). Die kopiale Überlieferung hier wohl verläßlich, da ein vergleichbarer Fehler in Inschrift A auftritt; siehe Anm. c.

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 42, 55.
  2. Ebd., Nr. 55.
  3. Ebd., Nr. 42, 56.
  4. Jes 26,19 nach Luther; vgl. Volz 1972, S. 1207. Die letzte Zeile aber nach anderer Übersetzung.
  5. Die untere Hälfte des Wappenbilds und Teile der Hz. zerstört; gespalten, vorn ein Mann, in der linken Hand drei Ähren (?) haltend, hinten eine rechte Hand, drei Ähren (?) haltend; Hz.: hinten eine Hand, drei Ähren (?) haltend.
  6. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 195 („Geschlechts-Register derer von Wihe“).
  7. Neuß 1935a, S. 55 (Anm. 5).
  8. Dreyhaupt 2, 1750, S. 343, 348; Neuß 1934, S. 115 und Anm. 14; Neuß 1935a, S. 8–10, 55 (Anm. 5); Hünicken 15, 1939, S. 70; Piechocki 1965, S. 8; von Frank 5, 1974, S. 219.
  9. Götze 1869, S. 151 f.
  10. StAH H B 2, S. 85.

Zitierhinweis:
DI 85 Anhang 1, Stadtgottesacker, A1, Nr. 44 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004a1004407.