Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 513† Stadtgottesacker 1648

Beschreibung

Grabstein für Dr. Simon (von) Malsius, „mit Farben und Gold staffirt“,1) einst in der Bogenkammer 66, heute verloren. Darauf eine Lobpreisung, biographische Angaben, der Sterbevermerk und ein Stiftvermerk (B); über und unter B Bibelzitate (A, C). Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    Offenb. 14. Selig sind die Todten etc.2)

  2. B

    D(eus) S(anctissimus) M(aximus) B(enedictus) Viro Magnifico Nobiliss(imo) (et)a) Consultissimo D(omi)n(o) SIMONI MALSIO Broderoda Franco, J(uris) C(onsul)to, Com(iti) Pal(atino) Caes(areo) Divers(orum) S(ancti) R(omani) Imp(erii) Princip(um) (et)a) Statuum Cancellario (et)a) Consiliario. Ex duplici conjugio, priori cum Anna Koppia, posteriori cum Anna Maria Stisseria inito IX. liberorum Parenti, post varios casus post tot discrimina rerum, A(nno) AE(rae)b) Christ(ianae) MDCXLVIII. 14. Cal(endas) May aetat(is) LXIII. fere completo, humanis erepto, coelestibus inserto, Hoc monumentum posuere. Vidua, Liberi, Generiqve.

  3. C

    GOtt erhöht den Geringen aus dem Koth etc. Psal. 113.3)

Übersetzung:

B Gepriesen sei Gott, der Heiligste und Höchste. Dem großartigen, hochedlen und kundigsten Herrn Simon Malsius, einem Franken aus Brotterode, Rechtsgelehrten, kaiserlichen Hofpfalzgrafen (und) verschiedener Fürsten und Stände des Heiligen Römischen Reichs Kanzler und Hofrat, dem aus zweifach eingegangener ehelicher Verbindung, der ersten mit Anna Köppe (und) der späteren mit Anna Maria Stisser, Vater von 9 Kindern, der nach verschiedenen Unglücksfällen (und) nach so vielen Gefahren im 1648. Jahr des christlichen Zeitalters, am 14. (Tag) vor den Kalenden des Mai, als er das 63. (Jahr seines) Alters beinahe vollendet hatte, den Menschen entrissen und in die Himmel versetzt worden war, errichteten die Witwe, die Kinder und Schwiegersöhne dieses Grabmal.

Datum: 1648 April 18.

Kommentar

Simon (von) Malsch alias Malsius (1585–1648) lernte an der Lateinschule seiner Heimatstadt Schmalkalden, bevor er 1599 zu einem älteren Bruder nach Magdeburg geschickt wurde. Nach erfolgreichem Schulbesuch unter dem Rektorat des berühmten Georg Rollenhagen begann er 1601 ein Studium in Wittenberg, das er 1602 in Jena fortsetzte und 1604 in Leipzig vor allem auf die Jurisprudenz ausrichtete. Nach seiner Promotion 1607 praktizierte er daselbst als Anwalt, bis ihn 1620 Graf Anton Günther von Oldenburg als Rat bestallte. Von 1626 bis 1633 war Malsius oldenburgischer Landrichter in Jever, von 1633 bis 1634 diente er als Vizekanzler und von 1634 bis 1638 als Kanzler dem magdeburgischen Erzstift. Danach übernahm er für neun Jahre dasselbe Amt bei den Herzögen von Sachsen in Eisenach und Weimar. 1647 wählte er Halle als Altersruhesitz und verstarb bald darauf. Während seiner zahlreichen diplomatischen Missionen am Hof Ferdinand II. wurde Malsius 1622 zum Hofpfalzgrafen ernannt und 1623 im Adelsstand bestätigt. Seine zweite Ehefrau und Witwe Anna Maria war eine Tochter des am Hof des Administrators Christian Wilhelm von Brandenburg tätigen Kanzlers Kilian Stisser. Malsius wurde in der gleichen Bogenkammer wie dieser beigesetzt (s. Nr. 411). Sein Sohn Ernst wurde Pfänner in Halle, seine Tochter Dorothea heiratete den hallischen Geistlichen Johann Gottfried Olearius, nachmals Autor des so überaus wichtigen „Coemiterium Saxo-Hallense“. Ernst und Dorothea gehörten zu den im Jahr 1648 noch lebenden neun der insgesamt fünfzehn Kinder des Simon Malsius.4) Auf dem Stadtgottesacker hatte sich noch das Grabmal seines 1628 achtzehnjährig gestorbenen Sohnes Simonides erhalten (s. Nr. 442).

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.
  2. AErae] Auflösung nach Nr. 471A. Aet. Dähne.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 74.
  2. Off 14,13.
  3. Ps 113,7.
  4. Dreyhaupt 2, 1750, S. 665 und Beylage B, S. 92 („Geschlechts-Register der Malsiuße“); Hertzberg 2, 1891, S. 91, 439; von Frank 3, 1972, S. 184; Thiele 2011, S. 427. Zum Amt des Hofpfalzgrafen s. Nr. 431.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 66).
  2. Olearius 1674, S. 74.
  3. Dähne 1830, S. 106 f. (B unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 513† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0051305.