Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 501† Stadtgottesacker 1643

Beschreibung

Epitaph für M. Konrad Bavarus, „in der Wand“ der Bogenkammer 85 „in Stein gehauen“,1) mit Sterbevermerk, Stiftervermerk mit Widmung (A) und Bibelzitat (B). Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius 1674.

  1. A

    Qvicqvid hoc est, Viri Clariss(imi) (et)a) Excellentiss(imi) D(omi)n(i) M(agistri) CONRADI BAVARI, Hallens(is) Saxon(um) Publici Lingvae utriusqve ac Historiarum in Acad(emia) Lips(iensi) Professoris, Majoris Principum Colleg(ii) Philosophicae Facult(atis) atqve laudatissimae Academiae Senioris (et)a) Decemviri, in patria sua nocte, diem Conradi secuta,b) Anno Christi qvidem MDCXLIII. aetatisc) autem 72. diem placide obeuntis, laetissimamq(ve) sui ad vitam aeternam resurrectionem expectantis, longe desideratissimi sui mariti monumentum ponendum curavit Regina Margarita Simonia, multo moestissima ejusdem Vidua.

  2. B

    Dan. XII. 3. Qvi docti fuerint fulgebunt (et)c.d)2)

Übersetzung:

A Alles das, was zum Angedenken des hochberühmten und vortrefflichsten Mannes, des Herrn Magister Konrad Bavarus aus Halle in Sachsen, öffentlichen Professors beider Sprachen und der Geschichte an der Leipziger Universität, des Großen Fürstenkollegs der Philosophischen Fakultät und der hochlöblichen Universität Seniors und Zehntmanns, der in seiner Heimatstadt während der Nacht, die dem Tag des Conrad folgte, im 1643. Jahr Christi freilich, im 72. (Jahr seines) Alters aber friedlich starb und die fröhliche Auferstehung zum ewigen Leben erwartete, ihres bei weitem schmerzlich vermißten Ehemannes, einzurichten ist, besorgte desselben tiefbetrübte Witwe Regina Margarita Simon.

B (...) Die da lehren werden leuchten (...)

Datum: 1643 November 26/27.

Kommentar

Das Große Fürstenkolleg gehörte zu den ersten beiden bei Gründung der Leipziger Universität 1409 gestifteten Universitätskollegien; sein Gebäude wurde bis weit in die Neuzeit hinein hauptsächlich von der artistischen bzw. philosophischen Fakultät genutzt.3) Konrad Bavarus, der seiner Grabinschrift zufolge die griechische und lateinische Sprache lehrte,4) war seit 1599 mehrfach Dekan der Philosophischen Fakultät sowie 1611 und 1635 Rektor der Universität Leipzig gewesen.5) Als Dekan oder Senior seiner Fakultät gehörte er einem Gremium von zehn Männern an, die das sogenannte Paulinerkolleg verwalteten.6) Das Collegium Paulinum war aus den 1543/44 in Besitz der Universität übergegangenen Gebäuden des bei Einführung der Reformation aufgehobenen Leipziger Dominikanerklosters St. Pauli gebildet worden.7)

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius 1674: et-Ligatur.
  2. secuta] seqvuta Olearius 1667, Dreyhaupt.
  3. aetatis] mort. aetatis Olearius 1667, Dreyhaupt.
  4. etc.] Olearius 1674: et-Ligatur und c.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 94.
  2. Dan 12,3.
  3. Bünz 2009, S. 107–109; Kusche/Steinführer 2009, S. 39.
  4. 1609 als Professor der Poetik und Rhetorik genannt; Rudersdorf 2009, S. 453, 456. Bei Dreyhaupt 2, 1750, S. 582 „Professor Poeseos“.
  5. Olearius 1667, S. 113.
  6. Zedler 7, 1734, Sp. 313.
  7. Kusche/Steinführer 2009, S. 42 f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 85).
  2. Olearius 1667, S. 424 (A unvollständig).
  3. Olearius 1674, S. 94.
  4. Dreyhaupt 2, 1750, S. 582 (A unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 501† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0050105.