Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 500† Stadtgottesacker 1643

Beschreibung

Grabmal für Jakob Haubolt in der Nähe der Bogenkammer 10, heute verloren. Sterbe- und Stiftervermerk mit Widmung (A), religiöser Spruchdichtung (B) und Kirchenlied (C); Schriftform und Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    Anno 1643. den 10. May ist in GOtt selig entschlaffen, Meister Jacob Haubolt, Bürger und Mützenmacher, seines Alters 78. Jahr und hat diesen Stein seine hinterlassene Witbe Fr(au) Magdalena Jhm zum Gedächtnüs setzen und verfertigen lassen.a)

  2. B

    Heut leben wir, morgen sindt wir todt, /Es ist mit uns Jammer und Noth /Gib uns Gedult HErr durch dein Hand, /Bring uns ins rechte Vaterland,

  3. C

    Meine Sünde klag ich dir, /Vater, geh nicht ins Gericht mit mir, /Ich will dir setzen einen Vorstand, /JEsum CHrist, dein Sohn, mein treuen Heyland /Ach Vater nim den Bürgen an /Der für mich bezahlen kanna)1)

Versmaß: Vier (B) bzw. sechs Reimverse (C).

Kommentar

Die Inschrift B gibt allem Anschein nach eine verbreitete Spruchdichtung wieder, die auch auf einem älteren Grabmal in der bayrischen Oberpfalz zu lesen ist.2) Magdalena war vermutlich die zweite Ehefrau Jakob Haubolts (s. Nr. 371).

Textkritischer Apparat

  1. Schrägstriche bei Olearius wurden durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Nach einem Kirchenlied von Nikolaus Herman; vgl. Wackernagel 3, 1870, S. 1224 (Nr. 1428, Strophe 7 und 8).
  2. BKD Bayern II, 20, S. 72 (Nr. 2).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 108 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 500† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0050008.