Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 497† Barfüßerkirche † 1642, (1643)

Beschreibung

Ein Kruzifix mit einer „Subscription“ des Stifters mit Anrufung oder Gebet (A) und nochmals einer Anrufung oder einem Gebet mit Stiftervermerk (B), gegenüber der Kanzel aufgerichtet. „Und da im folgenden Jahre (...) der Wind das Täfflein über dem Crucifix herunter gewehet“,1) ist dieses wieder angebracht und die Wiederherstellung in einer zweiten Inschrift festgehalten worden, die auch eine Anrufung enthält (C).2) Das Kruzifix mit den Inschriften heute verloren; die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    O JESU! JESU! tua vulnera vulnera sanent /Et mea! Sit tua crux lux mea duxqve mihi!

  2. B

    O JESU! JESU! Laß doch die Eyterbeulen /Und Wunden meiner Seel durch deine Wunden heilen: /Dein Creutze sey mein Stab, dein Creutze sey mein Liecht,a) /Und führe selig mich zu GOttes Angesicht! /Renovari curavit / CHRISTIANUS GVEINTZIUS Rector / Anno M.DC.XLII.

  3. C

    Rursus id affixit, qvod vis dejecerat aurae.a) /GVEINTZIUS. O JESU! Crux tua nostra salus!

Übersetzung:

A O Jesus, Jesus, deine Wunden mögen auch meine Wunden heilen. Dein Kreuz sei mein Licht und mir ein Führer.

B (...) Das ließ erneuern Christian Gueintzius, Rektor, im Jahre 1642.

C Gueintzius hat wiederum befestigt, was die Kraft des Windes herabwarf. O Jesus, dein Kreuz ist mein Heil.

Versmaß: Zwei elegische Distichen (A, C), vier Reimverse (B).

Kommentar

Obwohl zuerst die Rede davon ist, daß sich das „alte grosse Crucifix Bild“ in der Kirche befunden hätte,3) liest sich die Nachricht über die Beschädigung durch Wind so, als habe es im Freien gestanden. Das Kruzifix stammte vermutlich aus älterer Zeit (dem Spätmittalter?).

Christian Gueintzius war 23 Jahre lang Rektor des Gymnasiums (s. Nr. 523), das im ehemaligen Barfüßerkloster seinen Sitz hatte.4) Inschrift C ließ der Kantor der Marktkirche und Lehrer der fünften Gymnasiumsklasse („Quintus“) Christian Kiesling 1643 anbringen.5)

Textkritischer Apparat

  1. Schrägstriche bei Olearius wurden durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Olearius 1667, S. 420; gemeint ist sicherlich der Träger der Inschrift A.
  2. Ebd.
  3. Ebd. In diesem Sinne auch Mittag 3, 1748, S. 30.
  4. Zum Barfüßerkloster s. Einleitung, S. XXV f.
  5. Mittag 3, 1748, S. 30 f.

Nachweise

  1. Olearius 1667, S. 420.
  2. Mittag 3, 1748, S. 30 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 497† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0049706.