Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 491 Dom 1642

Beschreibung

Grabplatte (oder Epitaph?) aus Sandstein für Dorothea Christina Carpzow,1) an der nördlichen Innenwand aufgestellt. Reliefplatte aus Sandstein mit umlaufender, schwach erhabener Schriftzeile, darauf der Sterbevermerk (A). Im Binnenfeld ein Mädchen mit langem Haar und Kranz, von einer flachen Rundbogennische hinterfangen. In der linken Hand des Mädchens ein Sträußchen, in ihrer rechten ein Buch und ein weiterer, schwer bestimmbarer Gegenstand. Unter dem Kopf des Mädchens ein Kissen. In den oberen Ecken des Binnenfeldes zwei Vollwappen. Das untere Viertel des Binnenfeldes von einer mit Knorpelwerk eingefaßten Inschriftenkartusche mit Bibelzitat (B) und zwei seitlich plazierten Vollwappen überdeckt. Sämtliche Inschriften eingehauen.

Maße: H.: 164,5 cm; B.: 92,5–93,5 cm; Bu.: 4 cm (A), 2,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    DOROTHEA CHRISTINA / D(OCTORIS) CONRADI CARPZOVII I(URIS) C(ONSUL)TIa) ARCHIEP(ISCOPATUS)b) MAGDEBURGENSIS / CANCELLARII FILIA D(IE) III APRILIS / ANNO MDCXXXIV NATA D(IE) VII OCTOBRIS ANNO MDCXLII DENATA

  2. B

    Esaia XXVI / Deine Todten werden / leben, Vnd mit dem Leich=/namc) aufferstehen.2)

Übersetzung:

A Dorothea Christina, Doktor Konrad Carpzows, des Rechtsgelehrten (und) Kanzlers des Erzstifts von Magdeburg Tochter, ist am 3. Tag des April im Jahr 1634 geboren (und) am 7. Tag des Oktober im Jahr 1642 gestorben.

Wappen:
Conrad Carpzow3) Cramer von Clausbruch4)
Fluth5) unbekannt6)

Kommentar

Die ziemlich breit proportionierten Buchstaben (H, M, N, U) weisen eine Linksschrägenverstärkung auf. Hervorhebenswert ist die Verwendung von U und V bei unterschiedlicher Lautung. An die oberen Bogenenden von C, G und S sind Zierhäkchen angesetzt. Das M weist einen halbhohen Mittelteil und gerade Hasten auf. In Inschrift A sind Kürzungen zumeist durch Punkt auf der Grundlinie markiert. Die erste Zeile von B ist zentriert.

Textkritischer Apparat

  1. IURIS CONSULTI] Die beiden letzten Buchstaben um ca. ein Drittel kleiner.
  2. ARCHIEPISCOPATVS] Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Leichnam] Als Trennungszeichen ein Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Zu Eltern und Großeltern s. Nr. 486.
  2. Jes 26,19.
  3. Linksgewendetes Vollwappen: Geteilt, oben Löwe, unten Karpfen (?); Hz.: offener Flug, darin ein Adler. Bei Dreyhaupt 2, 1750, Taf. 26 das abweichende Wappen des Bruders Benedikt II. Carpzow; vgl. Siebmacher V, 3, Taf. 23.
  4. Gespalten, vorn Löwe, hinten Kranich. Vgl. Siebmacher VI, 12, Taf. 41; das Wappen dort allerdings geviert, aber in gleicher Weise belegt wie das vorliegende.
  5. Linksgewendetes Vollwappen: Wellenschrägbalken, belegt mit drei Rosenblüten; Hz.: Engel.
  6. Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um mit dem Blut seine Jungen zu nähren; Hz.: dass.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 491 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0049108.