Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 442† Stadtgottesacker 1628

Beschreibung

Grabmal für Simonides Malsius „in der Wand“ der Bogenkammer 65, heute verloren. „Auff einem Marmor (von welchen das Meßing Gesprenge im vorigen Kriege wegkommen) (...) folgendes zu lesen“: Sterbevermerk, Grabbezeugung und ein Epigramm (A). „Darunter“1) Inschrift B ähnlichen Inhalts. Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Simonides, SIMONIS MALSII, J(uris) U(triusqve) D(octoris) Com(itis) Pal(atini) Caes(arei) Consil(iarii) Oldenburg(ensis) Judic(ii) Provinc(ialis) Jever(ensis) Praef(ecti) Filius dilectissimus, Pietatis unicae (et)a) J(uris) U(triusqve) Studiosissimus, natus Lipsiae, 18. Mart(ii) MDCX. Denatus Halae Sax(onum) 4. Dec(embris) MDCXXIIX. in ipso juventutis flore: hunc tumulum corpore, memoriam in marmore, aeternitatem aethere possidens, Parenti amarorem, praetereunti divinum amorem hoc disticho reliqvit: /Munde vale, Mundus valeo nunc sangvine Christi /Sunt mihi parta polo gaudia, munde vale.

  2. B

    Simonides Malsius J(uris) U(triusqve) Stud(iosus) Christlich gebohren zu Leipzig den 18. Mart(ii) im Jahr 1610. selig verstorben zu Hall, den 4. Nov(embris) 1628. ruhet hier sanft, verlanget hertzlich nach der letzten Zukunfft seines Erlösers und hoffet gewis die Cron des ewigen Lebens.b)

Übersetzung:

A Simonides, des Simon Malsius, des Doktors beider Rechte, kaiserlichen Hofpfalzgrafen, oldenburgischen Hofrats (und) Vorstehers des Provinzialgerichts von Jever teuerster Sohn, nach einzigartiger Frömmigkeit und (der Kenntnis) beider Rechte eifrig strebend, ist geboren in Leipzig, am 18. (Tag) des März 1610 (und) gestorben in Halle in Sachsen, am 4. (Tag) des Dezember 1628 in der Blüte seiner Jugend. Für den Leib dieses Grab, in Marmor das Gedenken (und) durch den Himmel die Ewigkeit besitzend, hinterließ er den Eltern Bitterkeit, den Vorübergehenden (aber) göttliche Liebe durch dieses Distichon: Welt, lebe wohl. Ich bin nun rein und gesund durch das Blut Christi, mir sind im Himmel (alle) Freuden verschafft worden. Welt, lebe wohl.

B Simonides Malsius, Student beider Rechte (...).

Versmaß: Elegisches Distichon (vorletzte und letzte Zeile von A).

Kommentar

Der unmittelbare dingliche Zusammenhang der Inschriften A und B ist nicht gesichert, jedoch sind andere Grabmäler auf dem Stadtgottesacker bekannt, die deutsche und lateinische Inschriften mit vergleichbarer Aussage tragen (vgl. Nr. 421). Denkbar ist auch, daß sich Inschrift B auf dem Grab befand und A die Inschrift des unmittelbar darüber angebrachten Epitaphs war. Die um einen Monat differierende Angabe des Sterbedatums in A und B ist vermutlich auf einen Abschreibefehler des Kopisten zurückzuführen.

Der Vater des Simonides Malsius ist 20 Jahre später in der benachbarten Bogenkammer 66 beigesetzt worden (s. Nr. 513).

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.
  2. Schrägstriche bei Olearius wurden durch Kommata ersetzt.

Anmerkungen

  1. Alle Zitate nach Olearius 1674, S. 73.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 65).
  2. Olearius 1674, S. 73.
  3. Dähne 1830, S. 106 (A unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 442† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0044201.