Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 438† Stadtgottesacker 1626

Beschreibung

Grabmal für Anna Steinkopf in der Nähe der 7. Bogenkammer mit Weiheformel, Sterbevermerk und einer Grabbezeugung (A), religiöser Spruchdichtung (B) und einem Stiftervermerk (C), heute verloren. Die Gesamtgestaltung, Schriftform und Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    A(ltissimae) T(rinitati) S(acrum)a) Tumulus ANNAE STEINKOPFS Virginis Pientissimae,b) Moratissimae, Obseqviosissimae, atqve ob id Parentibus dilectissimae, Cognatis svavissimae, bonis omnibus laudatissimae,c) qvae Hallis Saxonum A(nno) AE(rae)d) Christianae MDCXXVI. 6. id(us) Octobr(is) inexpectata morte denata, vixit annos 14. mens(es) 2. d(ies) 19.

  2. B

    Möchte Schönheit oder Jugend /Vor dem Tode sicher seyn, /Meine Frommheit meine Tugend /Leg nicht unter diesem Stein, /Nun, des strengen Todes=Macht /Hat mich in das Grab gebracht, /Doch ich werde sanffte liegen /Unter dem zwar harten Stein, /Ja hierunter werd ich siegen /Wieder Höll und Todes Pein /Weil mich Christus Lebens Macht /Nun zum Leben hat gebracht.e)

  3. C

    Fatis naturam praevenientibus, / Filiae bene merenti / moerens mater / F(ieri) F(ecit)f)

Übersetzung:

A Der allerhöchsten Dreieinigkeit geweiht. Das Grab der Anna Steinkopf, der sehr frommen, tugendsamen, gefügigen und gegenüber den Eltern liebsten, den Verwandten sanftesten, wegen all (ihrer) Gaben hochgelobten Jungfrau, die in Halle in Sachsen im 1626. Jahr des christlichen Zeitalters, am 6. (Tag) vor den Iden des Oktober durch einen unerwarteten Tod verstorben ist. Sie lebte 14 Jahre, 2 Monate (und) 19 Tage.

C Nachdem das Schicksal der Natur zuvorgekommen war, ließ der wohlverdienten Tochter die trauernde Mutter (dieses) errichten.

Versmaß: Zwölf Reimverse (B).

Datum: 1626 Oktober 10.

Kommentar

Die Textgliederung des Kopisten könnte der am Original entsprechen.

Die Reimdichtung (B) beklagt den unabweislichen und vorzeitigen Tod der jungen Frau, spricht im zweiten Teil aber die Hoffnung aus, daß diese durch Christi Verdienst den Tod überwunden und das ewige Leben erlangt hat.

Die 1612 geborene Anna hat denselben Vornamen bekommen wie ihre schon 1607 gestorbene Schwester (vgl. Nr. 349).

Textkritischer Apparat

  1. Altissimae Trinitati Sacrum] Auflösung unsicher.
  2. Pientissimae] Sic! Für Pietissimae.
  3. laudatisssimae] Sic!
  4. AErae] Auflösung analog Nr. 471A.
  5. Schrägstriche bei Olearius wurden durch Kommata ersetzt.
  6. Die Zeilen bei Olearius zentriert wiedergegeben.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 100 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 438† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0043807.