Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 422† Stadtgottesacker 1623

Beschreibung

„Auff einem kleinen Stein ein Kind abgebildet und umher“ eine Grabbezeugung und ein Sterbevermerk für Anna Maria Preun „unweit vom LXX. Bogen“,1) heute verloren. Schriftform und Art der Schriftausführung nicht bekannt.

Nach Olearius.

  1. Hic conditi sunt cineres Annae Mariae Preuniae, ARN(OLDI) PREUN(II) J(uris) U(triusque) D(octoris) (et)a) ANNAE NEFIAE Filiolae, qvae prima Parentum spes, immaturo abrepta fato, ultimam spem Resurrectionis sub hoc lapide expectat. Nascitur 18. die Jun(ii) Anno MDCXXIII. Mor(itur) 20. d(ie) Octob(ris) anno eodem.

Übersetzung:

Hier ist beigesetzt die Asche der Anna Maria Preun, des Töchterchens des Arnold Preun, Doktors beider Rechte, und der Anna Neef, die vornehmste Hoffnung der Eltern, die durch ein frühzeitiges Schicksal geraubt wurde und unter diesem Stein der letzten Hoffnung auf Auferstehung entgegenblickt. Sie wurde geboren am 18. Tag des Juni im Jahr 1623 (und) starb am 20. Tag im Oktober desselben Jahres.

Kommentar

Der Vater, Dr. Arnold Preun, wurde 1619 in Basel promoviert und wirkte als fürstlich-magdeburgischer Hof- und Justizrat in Halle. Er wurde 1625 von einem Einbrecher namens Johann Meißner ermordet. Der wenige Tage später gefaßte Meißner versprach, daß er, wenn man ihn am Leben ließe, den Roten Turm an der Außenseite besteigen wolle. Der Richter verzichtete auf die Vorführung dieses aufsehenerregenden Kunststücks und ließ Meißner mit glühenden Zangen foltern, rädern und aufhängen.2)

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Alle Zitate nach Olearius 1674, S. 126.
  2. Olearius 1667, S. 375; Dreyhaupt 2, 1750, S. 691. Zu Anna Neef s. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 98 („Geschlechts-Register der Neefen“).

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 126.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 422† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0042209.