Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 395† Stadtgottesacker 1617

Beschreibung

Grabmal für Johann Pfaler mit Weiheformel, Sterbevermerk, Grabbezeugung (A) und Memento mori (B), heute verloren. Schriftform und Art der Schriftausführung nicht bezeugt.

Nach Olearius.

  1. A

    D(eo) O(ptimo) M(aximo) S(acrum) JOHANNES PFALERUS, Salfeldensis Monetarius, natus A(nno) M.D.XLVIII. d(ie) 7. Sept(embris) Denascitur Halae Sax(onum) d(ie) 29. Martii MDCXVII. cum vixisset annos LXIIX. menses [.]a) dies 22. in conjugio annos 40. Sub hoc tumulo placide reqviescens gloriosam expectat resurrectionem (et)b) omnium beatorum communionem.

  2. B

    Mors certa est, mortis nihil est incertius hora,1) /Vive bene (et)b) qvovis tempore disce mori.

Übersetzung:

A Gott, dem Besten und Höchsten, geweiht. Johann Pfaler, Münzmeister aus Saalfeld, ist im Jahr 1548, am 7. Tag des September geboren worden und starb in Halle in Sachsen am 29. Tag des März 1617, als er 68 Jahre, (6) Monate (und) 22 Tage gelebt hatte, (davon) 40 Jahre im Ehestand. Unter diesem Grabhügel sanft ruhend, erwartet er die ruhmvolle Auferstehung und die Gemeinschaft aller Heiligen. B Der Tod ist sicher, nichts (aber) ist unsicherer als die Stunde des Todes. Lebe wohl und lerne, zu jeder beliebigen Zeit zu sterben.

Versmaß: Elegisches Distichon (B).

Kommentar

Die letzten Worte der Inschrift A, expectat resurrectionem et omnium beatorum communionem, könnten auf das Glaubensbekenntnis Bezug nehmen. Das Bekennen des Glaubens hat eine hervorgehobene Stellung in der lutherischen Ars moriendi, gilt doch der Glaube an das Erlösungswerk Christi als der Schlüssel zur Rechtfertigung. Das Bekennen in der letzten Stunde versichert die Hinterbliebenen, daß der Verstorbene die ewige Seligkeit erlangen wird. Dort wird er in die Gemeinschaft der Heiligen eintreten, d. h. in die Gemeinschaft all jener, die durch den Glauben gerechtfertigt wurden.2)

Textkritischer Apparat

  1. [.] Die arabische Ziffer im vorliegenden Druck des Olearius nicht sicher lesbar, es ist aber keine 6.
  2. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Vgl. TPMA 11, 2001, S. 347 („Tod“, Nr. 3.5.1.462–466); Walther II, 8, 1983, S. 458 (Nr. 38345f3).
  2. Siehe Einleitung, S. XLII f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 3, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 144.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 395† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0039505.