Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 390† Moritzkirche 1617

Beschreibung

Grabplatte für M. Johannes Siglicius mit Grabbezeugung (A) und Segenswunsch (B), einst „vorn Beichtstul“1) der Kirche gelegen, heute verloren. Die Schriftform und die Art der Schriftausführung unbekannt.

Nach Olearius.

  1. A

    Venerandus Senex D(omi)n(us) M(agister) Johann(es) Siglicius, fidelissimus Ecclesiae hujus Diaconus, cum emeritus obdormisset, hic sepultus fuit, prid(ie) Convers(ionem) Pauli, Anno MDCXVII.

  2. B

    Sit sua pax cineri, sua sit pax ossibus istis!

Übersetzung:

A Der ehrwürdige Greis, Herr Magister Johannes Siglicius, äußerst treuer Diakon dieser Kirche, ist, als er im Ruhestand gestorben war, hier am Tag vor der Bekehrung des Paulus im Jahr 1617 beigesetzt worden.

B Möge sein Frieden der Asche, möge sein Frieden diesen Gebeinen sein.

Versmaß: Hexameter (B).

Datum: 1617 Januar 24.

Kommentar

Magister Johannes Siglicius aus „Freyberg“ in Sachsen (?) begann seine Laufbahn als Rektor der Schule in Tennstedt (Thüringen), war danach Conrector der Thomasschule in Leipzig und übernahm 1568 das Diakonat der Moritzkirche. Als Senior der Geistlichkeit beschloß er sein langes Leben am 21. Januar 1617 und wurde dem Brauch entsprechend drei Tage später beigesetzt.2) Der Chronist Andreas Christoph Schubart vermerkt, daß ihm ungewöhnlicherweise eine Grabstätte in der Moritzkirche zugebilligt wurde, „und zwar für seinem Beichtstuhl zum Zeugnüß, daß er auff die Lehre und Bekentnüß gestorben sey, welche er allda seinen gewesenen Beichtkindern jung und alt eingepflanzet hat“.3) Die Hinterbliebenen haben ihm mehrere Erinnerungsmale gewidmet (Nr. 389, 391).

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 175.
  2. Schubart 1662, fol. F3v; Dreyhaupt 1, 1749, S. 1087; Dreyhaupt 2, 1750, S. 722.
  3. Schubart 1662, fol. F3v.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 175.
  3. Dreyhaupt 2, 1750, S. 722.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 390† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0039005.