Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 375† Stadtgottesacker 1612

Beschreibung

Grabplatte (?) für Joachim Christian Hohen zu Eigin in der Bogenkammer 65, heute verloren. Weiheformel, Sterbevermerk und Grabbezeugung. Die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. D(eo) O(ptimo) S(acrum) Joachimus Christianus, Danieli[s]a) Matthiae (et)b) Catharinae Hohen zu Eigin filius unicus, prid(ie) Id(us) Decembr(is) Anno 1605. natus, IIX.c) Kal(endas) Febr(uarii) Anno 1612. denatus, Orborum Parentum olim delicium, nunc (heu!) cordolium. Anima ad tranqvillitatem beatam (et)b) sanctissimum Divinitatis adspectum praemissa, corpore magnum Domini diem ac resurrectionem ad gloriam sub hoc Saxo expectat.

Übersetzung:

Gott, dem Besten, geweiht. Joachim Christian, des Daniel Matthias und der Katharina Hohe zu Eig (?) einziger Sohn, der am Tag vor den Iden des Dezember im Jahr 1605 geboren wurde (und) am achten (Tag) vor den Kalenden des Februar im Jahr 1612 gestorben ist, war einst die Wonne der kinderlosen Eltern (und) ist nun, oh weh, (ihr) Herzleid. (Seine) Seele ist zur seligen Ruhe und zur allerheiligsten Anschauung der Gottheit vorausgeschickt worden, im Leib erwartet er unter diesem Stein den großen Tag der Auferstehung zur Herrlichkeit des Herrn.

Datum: 1605 Dezember 12, 1612 Januar 25.

Kommentar

Der letzte Satz, der mit Anima ad tranqvillitatem beginnt, beschreibt jene Phase zwischen einem guten Tod und der Wiederkehr des Herrn, wie man sie sich nach der lutherischen Lehre vorstellte. Während die Seele, zumal die des Kindes, schon unmittelbar nach dem Tod durch Anschauung des Herrn die Seligkeit erlangt, ruht der sterbliche Leib bis zur Auferstehung, um dann mit der Seele vereint zu werden und das ewige Leben zu leben.1)

Über die Eltern Joachim Christians ist nichts bekannt; der Familien- oder Ortsname Eig (?) ließ sich nicht verifizieren.2)

Textkritischer Apparat

  1. Danielis] Ergänzt nach Olearius 1674, S. 193.
  2. et] Olearius: et-Ligatur.
  3. IIX.] Sic! Für VIII.

Anmerkungen

  1. Vgl. Einleitung, S. XLIII f.
  2. War Daniel Matthias ein Verwandter des kursächsischen Hofpredigers Matthias Hoë von Hoën-Egg (1580–1645)?

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 65).
  2. Olearius 1674, S. 72 f.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 375† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0037505.