Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 372 Laurentiuskirche 1611 (?), 1618

Beschreibung

Grabstein (?) für Michael und Magdalena Ackerman, heute an der nördlichen Außenwand der Kirche eingemauert. Schmucklose, mit einem Segmentbogen abschließende Sandsteinplatte mit blockweise eingehauenen Inschriften: religiöse Spruchdichtung (A), Sterbevermerke (B, C), Segenswunsch (C) und Bibelzitat (D). Erhebliche Teile der Inschriften, insbesondere in der oberen Plattenhälfte, verwittert.

E ergänzt nach MBH Ms 319, 5.

Maße: H.: ca. 175 cm; B.: ca. 102 cm; Bu.: 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [- - -]a) / [- - -] DAS / [- - -] GIEBT /[- - -] GLAVBEN /[- - -] [.]OLLEN SCHAVEN /[- - -] CHRIST BISTV ALLEIN /[- - -] DER EINIGE HEILAND MEIN /[- - -] MICH SELIG ZV GRABE GEHEN /[V]ND FROLICHb) WIEDER AVFFERSTEHEN

  2. B

    ANNO . 1611 . DEN . 8 . OCTOB(RIS)c) IST MICHAEL / ACKERMAN IN GOT SELIGLICH ENDSCH/LAFFEN GEBORN ANNO 1541

  3. C

    ANNO 1618 DEN 16 DECEMB(RIS)d) IST FRAV / MAGDALENA SEINE EH[EL]ICHEe) HAVS/FRAV IN GOT ENDSCHLAFFEN GOT / VORLEIHE IHNEN EINE FROLICHE AVF/FERSTEHVNG ZVM EWIGEN LEBEN

  4. D

    [CHRISTVS IST] MEIN LEBEN STERBEN / [IST ME]IN GEWIN1)

  5. E

    [DVRCH CHRISTI T]HOD VND AVFERSTEHN /[WOLN WIR INS EWIG] LEBE[N E]IN[GE]HNf) /[IHRES ALTERS 7]0 IAHR

Versmaß: Sechs (A) bzw. zwei Reimverse (E).

Kommentar

Die Schriftausführung ist bei sehr schwacher Bogenschwellung und Verzicht auf Haar- und Schattenstriche ziemlich regelmäßig. Das M hat einen bis zur Zeilenmitte reichenden Mittelteil und schräge Hasten, das R eine weit ausgestellte, ausschwingende Cauda.

Der Sterbetag der Magdalena Ackerman ist sicherlich nachgetragen worden, worauf außer geringfügigen Abweichungen in der Buchstabengestaltung auch die Schreibung von DECEMB mit dem einzigen Nexus litterarum der Inschrift C und der fehlende Abstand zum folgenden IST hinweist. Ob darüber hinaus auch das Sterbejahr nachträglich eingehauen wurde, läßt sich beim heutigen Erhaltungszustand nicht mehr sicher beurteilen. Es ist denkbar, daß der Grabstein schon bald nach dem Tod Michael Ackermans angefertigt und 1618 nur die Inschrift ergänzt wurde.

Textkritischer Apparat

  1. [- - -] Mehrzeiliger Textverlust.
  2. FROLICH] Das R nachträglich in kleinerem Schriftgrad unter die Balken des F gesetzt.
  3. OCTOBRIS] Kürzung durch nachgestellten Doppelpunkt.
  4. DECEMBRIS] Kein Kürzungszeichen.
  5. EHELICHE] Zahl der ausgefallenen Buchstaben unsicher.
  6. [- - -] Einzelne Schäfte erkennbar.

Anmerkungen

  1. Phl 1,21.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S. (B–E).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 372 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0037204.