Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 370 Salinemuseum 1611

Beschreibung

Abendmahlskanne mit Deckel, Silber, getrieben und vergoldet, aus der Moritzkirche, jetzt als Leihgabe im Salinemuseum. Auf dem Deckel ein Knauf und eine Daumenrast, die aus zwei Pflanzentrieben besteht. Der Deckel mit Fruchtgebinden und drei Engelsköpfchen verziert. Schmaler, plastisch und ornamental verzierter Henkel. In der unteren Zone des Gefäßcorpus Beschlagwerk, darüber zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen zwischen je zwei Palmen, überdacht von Baldachinen. Am Boden ein gravierter Stiftervermerk mit Widmung, der mit zwei Initialen und einer Marke (A),1) einer Goldschmiedemarke und dem Nürnberger Beschauzeichen schließt.2) Über Inschrift A drei Initialen mit feiner Kerbe eingeritzt (B). Einzelne Beschädigungen.

Maße: H.: 22,5 cm; D.: 10,4 cm (Deckel), 12,2 cm (Standring); Bu.: 0,2–0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    GOTa) · VND · SEINEN · WORT · ZV · / EHREN · THVE · ICH · PETER · LANGE / BEIRGERb) · VNT · EINWONERc) IN / HALLE · VND · MEIN · WEIB · ELISABETD / · DIESE · KANNE · ZV · S(ANKT) · MORITZ / VEREHREN · WIEGT · 3 MARCK 1 q(entchen) / GESCHEHENd) · DEN · 11 · MAYe) · A(NN)O · 1611 · / P(ETER) // L(ANGE)f)

  2. B

    H V H

Kommentar

Die ziemlich regelmäßig ausgeführten Buchstaben tragen kleine strichförmige Sporen. Auffällig sind das überstehende obere Bogenende des G, die getrennt ansetzenden, geschwungenen Schrägschäfte des K (in KANNE) und die weite ausgestellte Cauda des R. Zwischen der dritten und der vierten Zeile ist wegen der Gemerke ein größerer Abstand gelassen.

Johann Michael Fritz zufolge handelt es sich um die älteste erhaltene Abendmahlskanne Nürnberger Provenienz. Sie trägt das Meisterzeichen des Heinrich Straub (gestorben 1636).3) Über Peter Lange ist nichts bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. GOT] Der erste Buchstabe überhöht.
  2. BEIRGER] Sic! Für BVRGER.
  3. EINWONER] Das ursprünglich hier stehende, mit C beginnende und vielleicht mit ER endende Wort wurde ausgeschliffen und durch das vorstehende kürzere ersetzt.
  4. GESCHEHEN] Der erste Buchstabe überhöht.
  5. MAY] Der letzte Buchstabe mit Unterlänge und zwei Punkten.
  6. PETER LANGE] Zwischen den Initialen eine Marke.

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 20.
  2. Rosenberg 3, 1925, S. 41 (Nr. 3757 ff.), 179 (Nr. 4130).
  3. Fritz 2004, S. 403 (Nr. 132). Zu H. Straub s. Thieme/Becker 32, 1938, S. 162.

Nachweise

  1. BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 166 (A unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 370 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0037000.