Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 363 Laurentiuskirche 1610

Beschreibung

Grabplatte aus Sandstein für eine junge Frau aus der Familie Ackermann, heute an der nördlichen Außenwand der Kirche angebracht. Schmucklose Platte mit eingehauenen, einzeilig umlaufenden Inschriften, die Bibelzitate (E, G) und religiöse Spruchdichtung (F) enthalten, sowie blockweise eingehauene Inschriften im Binnenfeld mit Sterbevermerk und Grabbezeugung (A), Bibelzitat (B) und religiöser Spruchdichtung (C, D). Witterungsschäden, vor allem im oberen Drittel der Platte.1)

Maße: H.: 195,5 cm; B.: 97,3 cm; Bu.: 3,3 cm (A–D), 4 cm (E–G).

Schriftart(en): Fraktur.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. A

    Anno 1610 den 8 Janu(arii)a) [- - -]na / Ackermans Ihre[s A]lters 17 Jahr 19 / wochen 3 [tage]b) Sehlig verschied[en] / Dero Leich[n]amb alhier [- - -] / an den Jungsten Tag da[- - -]er / Aufferstehen vnd zu Ihres Herrn / Freude Eingehen Wird ·

  2. B

    Den / Paulus Sagt 2 Cor: 4 / Wir Gleuben vnd wissen das der / So den Herren Jesum aufferwecket / Hat wird vns auch aufferwecken / durch Jesum ·2)

  3. C

    Da Ich Lebt Lebt Ich meinem Gott /Nachinc) Tod ist nu weg all mein noth /Ich weis das mein Her Jesus Christ /An meine Sund Gestorben ist /Drumb Ich zu sterben gwesnd) bin willig ·

  4. D

    Weil Sterben war mein Gewin3) /wen Gottes Posaun wird angehn /am Jungsten Tag wil Ich aufstehn /Bey Christo Sein in ewiger Freud /Das Helff die Heilge) dreyfaltigkeit

  5. E

    Ich Lige Vnd Schla[ffe G]ant[z Mit / F]ridenf) Den [A]lleine Du Herr Hilffst Mir Das Ich Sicher Wone Psalm 44)

  6. F

    Ich Bin Gestorben Als Ein Christ /Mein Tod Ein Gang zum Leben ist:

  7. G

    Christus ist mein Leben sterben ist mein gewin Phl 1 ·5)

Versmaß: Vier (C, D) bzw. zwei Reimverse (F).

Kommentar

Die Großbuchstaben sind wenig verziert; der Kleinbuchstabe z ähnelt einem Paragraphzeichen. Die Worte in der letzten Zeile der Inschrift A sowie in der ersten, zweiten und in der letzten Zeile von B sind zentriert.

Textkritischer Apparat

  1. Januarii] Kein Kürzungszeichen.
  2. tage] Lesung und Ergänzung der geringen Buchstabenfragmente unsicher.
  3. Nachin] Sic!
  4. gwesn] Sic!
  5. Heilg] Sic!
  6. Gantz Mit Friden] Lesung und Ergänzung der wenigen Buchstabenfragmente unsicher. Großschreibung in Anlehnung an den lesbaren Text.

Anmerkungen

  1. Die Platte wurde vermutlich im 18. Jh. zweitverwendet. Die damals bearbeitete Rückseite ist jetzt der Wand zugekehrt.
  2. 2 Ko 4,13–14 nach Luther; vgl. Volz 1972, S. 2331.
  3. Anspielung auf Phl 1,21.
  4. Ps 4,9 nach Luther; vgl. Volz 1972, S. 970.
  5. Phl 1,21.

Nachweise

  1. MBH Ms 391, 5, o. S. (A und E unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 363 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0036305.