Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 355 Laurentiuskirche 1609 (?)

Beschreibung

Grabplatte aus Sandstein für Maria Lampius, heute an der östlichen Außenwand der Kirche eingemauert. Umlaufend, ohne abgesetzte Schriftzeile ein Sterbevermerk und ein abschließender Segenswunsch (A). Im Binnenfeld Bibelzitate (B, C) und ein Trostspruch (D) horizontal eingehauen. Die schmucklose Platte vom Rand her teilweise verwittert; mitten in der Platte der Rest eines Eisendübels.

Ergänzungen nach Olearius.

Maße: H.: 115 cm; B.: 67 cm; Bu.: 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    MARIA M(AGISTRI) ANDREAEa) LAMPII TO/CHTER IST DEN 6 MAII IM IAHR 160[9] IN GOT VERSCHIDEN [IH]RES AL[TERS 12 TAG VND 4 STVNDEN GOT VE]RLE[IHE] IHR EINE FROLICHE AVFER[STEH]VNG

  2. B

    MARCI AM · 10 · SPRICHT / CHRISTVSb) / L[AS]SET DIE KINDLEIN ZV / MI[R K]OM[M]EN VND WEHREc) / IHNEN NICHT DEN SOLC/HER IST DAS REICH GOTTES1)

  3. C

    IOHANNIS AM · II · / ICH BIN DIE AUFERSTEVNG / VND DAS LEBEN WER AN / MICH GLEVBET DER WIRD / LEBEN OB ER GLEICHd) STV/RBE VND WER DA LEBET / VND GLEVBET AN MICH / DER WIRD NIMMER MEHR / STERBEN2)

  4. D

    QVEM AMAT DEVS MORI/TVR ΝΕΟ[Σ]e)3)

Übersetzung:

D Wen Gott liebt, der stirbt jung.

Kommentar

Die Buchstaben sind von gleichbleibender Strichstärke und mit kleinen, spitz ausgezogenen Sporen verziert. Das M hat zumeist schräge Schäfte und einen bis zur Mittellinie herabreichenden Mittelteil. Die Balken des Z sind geschwungen. Das letzte Wort der Inschrift D ist ein griechisches und wurde mit griechischen Großbuchstaben geschrieben, die aber bis auf den letzten, ein Sigma, den lateinischen entsprechen. Die erste und die letzte Zeile von Inschrift C ist zentriert.

Maria war die Tochter des Neumarkter Pfarrers Andreas Lampius (1576–1627). Lampius hatte sich 1597 in Jena immatrikuliert und 1599 ebenda den Magistergrad erworben. Nach verschiedenartiger Lehrtätigkeit wurde er 1605 auf den Neumarkt berufen, wo er bis zu seinem Tod amtierte.4) Wagner erwähnt 1906 das Grabmal von Lampius’ Tochter und dessen Inschriften, schreibt aber, daß Maria am 7. Mai 1607 gestorben sei.5)

Textkritischer Apparat

  1. ANDREAE] Das erste E nachträglich in kleinerem Schriftgrad eingeschoben.
  2. CHRISTVS] Das Wort zentriert.
  3. WEHRE] Sic!
  4. OB ER GLEICH] Ohne Wortabstände geschrieben.
  5. ΝΕΟΣ] Die Balken des letzten Buchstabens noch erkennbar.

Anmerkungen

  1. Mk 10,14.
  2. Jh 11, 25–26.
  3. Nach Plautus, Bacchides 4, 7, 17 f.
  4. Dreyhaupt 2, 1750, S. 656; nach Dreyhaupt 2, 1750, S. 771 soll er allerdings erst 1606 auf den Neumarkt gekommen und schon 1626 gestorben sein.
  5. Wagner 1906, S. 45 f.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S. (A, B und C unvollständig, D).
  2. Olearius 1674, S. 188 (A, B und C unvollständig, D).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 355 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0035503.