Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 347 Stiftung Moritzburg/Marktplatz 6 † 1606

Beschreibung

Hauszeichen, eine Platte aus Sandstein mit Gesims als oberem und Schriftfeld mit Spruchdichtung (C) als unterem Abschluß, ehemals am Haus Marktplatz 6, bei Abbruch desselben 1929 dem Museum Moritzburg geschenkt.1) Über dem Hauszeichen befand sich ursprünglich eine weitere, in Stein gehauene Hausinschrift (A), die bald nach einem Verkauf des Hauses 1777 abgeschlagen worden sein soll.2) Relief mit flacher Rundbogennische, darin eine Darstellung des hl. Christophorus, die teilweise den Nischenrand überdeckt. In den Bogenzwickeln eine Jahreszahl in zwei Zahlenpaaren wiedergegeben (B). Das Schriftfeld nach vorn geneigt und seitlich von kleinen Voluten eingefaßt. Die erhabenen Buchstaben und Zahlen früher goldfarben gefaßt. Das gesamte Relief mit Farbe in mehreren Schichten überstrichen und partiell stark beschädigt bzw. verwittert.

A nach Runde.

Maße: H.: 112,5 cm; B.: 72 cm; Bu.: 6–7 cm (B), 2,5–3 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur (C).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A †

    Dieß Hauß stehet in Gottes HandZum großen Christoph wird es genanta)

  2. B

    16//06

  3. C

    Wir bauen alle festevndt sindt doch / nur frembte gestevnnd Da wier sollen / Ewigk seinDa Bauen wier garb) wen/ig ein3)

Versmaß: Zwei (A) bzw. vier Reimverse (C).

Kommentar

Die Worte sind in schwerfälligen Buchstaben und teilweise ohne Abstand geschrieben. Die Schriftzeilen werden nach unten hin schmaler.

Das Haus Markt 6 hat von 1599 bis 1614 Georg Öder besessen.4) Obwohl das Relief von ansprechender künstlerischer Qualität ist, also kostspielig war, hielt es der Auftraggeber doch für angebracht, gegen bauliche Prachtentfaltung zu polemisieren und an das eigentliche Ziel aller irdischen Bestrebungen, die Erlangung des ewigen Lebens, zu erinnern. Das Formular der Inschrift A ist häufig anzutreffen, in Halle nochmals am Gasthof „Goldene Rose“ in der Rannischen Straße 19 (Nr. 277).

Textkritischer Apparat

  1. Auf die bei Runde angegebenen Satzzeichen wurde nach dem Vorbild der originalen Inschrift C verzichtet.
  2. gar] Lesung unsicher.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. MO III 00194. Das Grundstück Marktplatz 6 ist 1929 in der Grundfläche eines Kaufhausneubaus aufgegangen; Dolgner/Dolgner/Kunath 2001, S. 255 f.
  2. Dieser bei Schultze-Galléra 1931, S. 25 überlieferte Besitzerwechsel wird allerdings von Neuß 1930a, S. 86 nicht bestätigt.
  3. Vgl. Löbe 1883, S. 251.
  4. StAH H B 39,1, fol. 127v; siehe auch Neuß 1930a, S. 86.

Nachweise

  1. Knauth 1857, S. 686.
  2. Schultze-Galléra 1920, S. 255.
  3. Neuß 1930a, S. 86 (C).
  4. Schultze-Galléra 1931, S. 10 f. (C), 25.
  5. Runde 1933, S. 39 f.
  6. Neuß 1955, S. 14.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 347 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0034701.