Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 342† Laurentiuskirche 1605

Beschreibung

Grabstein (?) für M. Christian Kittelmann mit Sterbe- und Stiftervermerk, biographischen Angaben und Grabbezeugung in Versen, „ausserhalb, in der KirchMaur gegen Morgen (...) eingemauert“,1) heute verloren. Schriftform und Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. CHRISTJANI KITTELMANNI sacra ossa MagistriHicce locum sibi eo constituente jacent.Ut CHRISTI nomen tenuit, sic praeco fidelisCHRISTI dum vixit nomine reqve fuit.Pagus ei cunas Thuringus, Jena salubremDoctrinam, hospitii praebuit Hala locum.Tres AEde Ulricia (et)a) ter denos jugiter annosLaurenti templo Doctor in hocce fuit.Qva pietate, fide, Zelo, constantia, HalensisUrbs scit grata, Viri publica scripta docent.Anni post Christum sexcentum milleqve qvinqveElapsi fuerant, Lux Michaelis erat,Lustraq(ve) jam vitae duodena implerat (et)a) annumE mundi turbis laetus ad astra volat.MDCV. A.G.

Übersetzung:

Hier liegen die ehrwürdigen Gebeine des Magisters Christian Kittelmann, der sich dazu eine Grabstätte errichtete. Wie er den Namen Christi trug, so war er, solange er lebte, dem Namen und der Sache nach ein treuer Herold Christi. Der thüringische Gau bot ihm die Wiege, Jena die heilsbringende Lehre und Halle einen Ort der Gastfreundschaft. Drei Jahre war er Lehrender in der Ulrichskirche und dreimal zehn Jahre ununterbrochen in dieser Laurentiuskirche. Mit welcher Frömmigkeit, welchem Glauben, welchem Eifer und welcher Beständigkeit, das weiß die dankbare Stadt Halle, lehren die öffentlichen Schriften des Mannes. Eintausendsechshundert und fünf Jahre nach Christus waren verronnen, es war der Tag des Michael, und er hatte nunmehr zwölf Jahrfünfte und ein Jahr seines Lebens ausgefüllt, da fliegt er aus den Verwirrungen der Welt als Fröhlicher zu den Sternen. 1605 A.G.

Versmaß: Sieben elegische Distichen.

Datum: 1605 September 29.

Kommentar

Magister Christian Kittelmann studierte Theologie in Jena, wurde 1572 als Diakon an die Ulrichskirche in Halle und 1575 als Pfarrer an die Neumarktkirche St. Laurentius berufen.2) Kittelmann ist an der Seite des hallischen Superintendenten Johannes Olearius auch mehrfach publizistisch für die Positionen der lutherischen Orthodoxie eingetreten,3) worauf wahrscheinlich die Formulierung publica scripta im fünften Distichon Bezug nimmt.

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Olearius 1674, S. 186.
  2. Bei Röber 1618a, S. 164 als Todestag der 28. September angegeben; Olearius 1667, S. 81; Dreyhaupt 2, 1750, S. 649, 771; Pfarrerbuch 4, 2006, S. 550.
  3. Vgl. Delius 1953, S. 137; Friedrich 2004, S. 207, 211, 223 f. (Anm. 12). Zu J. Olearius s. Nr. 421.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 186.
  3. Dreyhaupt 2, 1750, S. 649.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 342† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0034206.