Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 324† Georgenkirche 1601

Beschreibung

Ehreninschrift (?) für M. Matthäus Fischer mit biographischen Angaben, Segenswunsch und Stiftervermerk, wahrscheinlich bei Brand, Abbruch oder Neubau der Kirche 1740–1744 verlorengegangen.1) Die Gestalt des Denkmals ebenso wie die Schriftform und die Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. M(agister) MATTH(AEVS) FISCHER, Cothenae Anno MDXXX natus, ex Schola Hallensi A(nno) 1554. ad ministerium Evangelii Osmündam (et)a) inde Glaucham A(nno) 1574. legitime vocatus, Formulae Concordiae ore, corde (et)a) manu subscripsit, Magdeburg(ense) (et)a) Wolmirstedt(ense) A(nno) 1601. Dei bonitate adhuc incorruptam Evangelii vocem sonat in hac Ecclesia, qvemb) misericors Deus suo Spiritu S(ancto) in vera confessione Lutherana usq(ve) ad finem vitae suae clementer regat (et)a) conservet, Amen. Pastori Ecclesiae h(uius) 2. D(omi)n(us) Martinus Gentzsch fieri fecit.

Übersetzung:

Magister Matthäus Fischer, im Jahr 1530 in Köthen geboren, aus der hallischen Stadtschule im Jahr 1554 zum Dienst am Evangelium nach Osmünde und im Jahr 1574 nach Glaucha rechtmäßig berufen, unterzeichnete die Konkordienformel mit Mund, Herz und Hand in Magdeburg und Wolmirstedt. Durch die Gnade Gottes läßt er im Jahr 1601 noch immer die unverfälschte Stimme des Evangeliums in dieser Kirche erschallen. Ihn möge der barmherzige Gott durch seinen Heiligen Geist im wahrhaftigen lutherischen Bekenntnis bis zum Ende seines Lebens gnädig leiten und bewahren. Amen. Dem zweiten Pfarrer dieser Kirche ließ Herr Martin Gentzsch (dieses) errichten.

Kommentar

Magister Matthäus Fischer war der zweite lutherische Pfarrer der Glauchaer Kirche. Er besuchte offensichtlich die Synoden in Magdeburg 1576/77 und in Wolmirstedt 1578, die die Geistlichkeit des magdeburgischen Stiftsgebiets zur Annahme der Konkordienformel bewegen sollten.2) ore subscripsit bedeutet wohl, daß er seine Zustimmung zur Konkordienformel auch öffentlich kundgetan hat.

Martin Gentzsch, der 1601 den betagten Pfarrer seiner Kirche ehrte, hatte in demselben Jahr noch ein anderes Bildwerk in der Kirche setzen lassen (Nr. 323).3) Fischer hatte schon bald nach 1578 seinen während einer Epidemie gestorbenen Kindern ein Epitaph gestiftet (Nr. 215); er selbst starb 1604.4)

Textkritischer Apparat

  1. et] Olearius: et-Ligatur.
  2. qvem] Bei Olearius davor eine nach rechts geöffnete, runde Klammer, deren Bedeutung nicht ersichtlich ist (Satzfehler?).

Anmerkungen

  1. Zur Geschichte der Kirche s. Einleitung, S. XXXII f.
  2. Vgl. Olearius 1667, S. 297, der die Wolmirstedter Versammlung irrtümlich auf 1577 datiert; Dreyhaupt 1, 1749, S. 305 f.; Delius 1953, S. 135 f. Siehe auch Einleitung, S. XVIII.
  3. Über M. Gentzsch ist nichts bekannt. Vielleicht handelt es sich um einen Kirchvater, der stellvertretend für die Gemeinde handelte.
  4. Olearius 1667, S. 89; Dreyhaupt 2, 1750, S. 782 mißversteht den vorliegenden Text und glaubt, Fischer habe die Formula Concordiae Anno 1601 unterzeichnet.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 5, o. S.
  2. Olearius 1674, S. 189.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 324† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0032408.