Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 292 Marktkirche 1595
Beschreibung
Zwei dreisitzige Gestühle mit Stallen, Dorsalen, hohem Baldachin und hohem Aufsatz, der unter dem Bogen der Ostempore in der Weise eingepaßt ist, daß der gesamte Raum zwischen Baldachin und Bogen ausgefüllt wird. Der Baldachin des sogenannten Bräutigamsgestühls seitlich von je einer Säule getragen und an der Frontseite durch Konsolen dreifach geteilt. Im linken und rechten Feld je ein querrechteckiges, gerahmtes Schriftfeld mit je einem Zahlenpaar, die zusammen eine Jahreszahl ergeben. Alle Teile beider Gestühle mit verschiedenartigem Ornament, insbesondere Roll- und Beschlagwerk reich verziert. Die Ziffern aus Furnier ausgesägt und aufgeklebt.1)
Maße: H.: 322 cm (Oberkante Baldachin); B.: ca. 270 cm; Bu.: 7 cm.
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Anmerkungen
- An dem von Westen aus gesehen rechten Gestühl finden sich außerdem mehrere datierte Ritzinschriften von 1661, 1705, 1725, 1794 und 1797.
- BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 61. Zum Gestühl s. auch Vogel 1930, S. 82, ohne konkreten Hinweis zur Herkunft des Namens.
- Rüger 2009, S. 14 ohne Quellennachweis. Der bei Harksen 1984, S. 27 als Meister genannte „Hans Volwage“ ist vermutlich nur durch einen Lesefehler auf die Welt gekommen.
Nachweise
- Steffen 1885, Bl. 6 (Abb.).
- BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 63.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 292 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0029206.
Kommentar
Die Worttrenner sind rautenförmig.
Das Bräutigamsgestühl hatte, wie Gustav Schönermark annahm, Hochzeitsbräuchen gedient, die aber im späten 19. Jh. nicht mehr lebendig waren.2) Unter den Schöpfern des Gestühls soll auch der „Discher“ Hans Stelwagen gewesen sein, der ein Jahr später an der Vollendung des prächtigen Schalldeckels der Kanzel gearbeitet hat (Nr. 295). Der zweite, in der jüngsten Literatur bekanntgemachte Meister des Bräutigamsgestühls ist Hans Hermaulen.3)