Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 283(†) Moritzkirchhof 7 †/Salinemuseum 1593

Beschreibung

Zwei Grenzsteine „vor dem Hause des Maurers Herrn König und ebenso vor der sogenannten Hall-Garküche (daselbst Nr. 11) (...). Beide tragen gleichfalls das (...) hallorische Wappen.“1) Der eine, ein vierseitiger, im unteren Teil breiter gehaltener Pfeiler mit Jahreszahl und Nummer (B), heute als Leihgabe im Salinemuseum; der andere, der zuletzt am Moritzkirchhof 7 stand,2) heute verloren. Seine Inschriften auf einer Seite, über und unter einem eingehauenen Wappen (A). Auf einer Breitseite des Grenzsteins mit B eine runde Eintiefung mit reliefierter Rollwerkkartusche und Wappenbild, darüber eine Jahreszahl.3) An den Schmalseiten reliefierte ovale Rollwerkkartuschen mit verschiedenen Wappenbildern; über dem linken eine Nummerierung. Sämtliche Inschriften eingehauen.

A nach Knauth und Just/Just.

Maße: H.: 154,5 cm (B); B.: 26,5⨯39 cm (B); Bu.: 5–6,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitale Buchstabenformen.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A †

    No. 19. / 1593

  2. B

    No. 23a) // 1593

Wappen:
Stadt Halle4)Salzgraf von Halle5)(A)
Salzgraf von HalleSalzgraf von HalleStadt Halle(B)

Kommentar

Es handelt sich zweifellos um zwei der Grenzsteine, die nach der von Gottfried Olearius überlieferten Grenzbegehung 15936) aufgestellt wurden und ehemals den eigenständigen Gerichtsbezirk des „Tals“ abgrenzten.7) Das „Tal“, auch die „Halle“ genannt, umfaßte ein Gebiet, das vom Graseweg im Norden bis zum Alten Markt im Süden, vom heutigen Hallorenring im Westen bis zum Schülershof im Osten reichte. Auf diesem Areal befanden sich der Sitz des Talgerichts (das Talhaus), die vier hallischen Solequellen, viele hölzerne Salzsiedehäuser (die Koten) und – in Randlage – etliche bürgerliche Häuser und Höfe.8) Diese Grundstücke wurden unter der Adresse „An der Halle“ geführt.9)

Nach Einstellung der Salzgewinnung im „Tal“ wurde das Gelände von 1886 bis 1890 großflächig beräumt, parzelliert und in den folgenden Jahrzehnten bis auf den Platz des neuen Hallmarkts überbaut.10) Bei Anlegung neuer regelmäßiger Straßen verschwanden die alten Gassen und mit ihnen wohl auch die letzten Grenzsteine des „Tals zu Halle“.

Textkritischer Apparat

  1. No. 23] Über o ein Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Knauth 1857, S. 583. An der Halle 11 lag im Bereich der heute ebenfalls verschwundenen Meteritzstraße am Südrand des „Tals“; freundliche Auskunft von Herrn Peter Breitkopf, Halle (Saale).
  2. Vgl. Just/Just 2007, S. 46 (Abb. 8).
  3. Die andere Breitseite ist bei gegenwärtiger Aufstellung im Salinemuseum nicht sichtbar.
  4. Siebmacher I, 4, Taf. 110.
  5. Vgl. Nr. 172.
  6. Olearius 1667, S. 327; zur Markierung der Talgrenzen siehe auch Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, S. 122 f.
  7. Zum Tal als Gerichtsbezirk s. Einleitung, S. XIV f.; zum Talhaus s. Nr. 291.
  8. Vgl. Karte bei Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, Karte nach S. 52.
  9. Schultze-Galléra 1920, S. 18.
  10. Zur Neugestaltung des „Tals“ s. Einleitung, S. XXXII.

Nachweise

  1. Knauth 1857, S. 583.
  2. Gedenktafel 1909, o. S. (B unvollständig).
  3. Just/Just 2007, S. 46 (Abb. 8: A).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 283(†) (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0028302.