Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 248 Stadtgottesacker vor 1587

Beschreibung

Grabplatte (?) aus Sandstein für Franz Puchbach, an der Rückwand der Bogenkammer 75 aufgestellt. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk auf erhöhter, erheblich breiterer Schriftzeile (B.: 10 cm); im reliefierten Binnenfeld ganzfigürliche Darstellung des Verstorbenen in einer Blendnische mit Schulterbogen. Bärtiger Mann in pelzbesetzter Schaube und kleiner Halskrause, die Hände im Gebetsgestus aneinander gelegt. An der Nischenkontur streckenweise eine flache Beschlagwerkdekoration; in den Bogenzwickeln Vollwappen.

Maße: H.: 190 cm; B.: 101 cm; Bu.: 5,5–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. ANNO 1567 DEN 19 IVNII / IST DER ERBARE FRANTZ PVCHBACH ERTZ BISC/HOFLICHER MADEBVRGISCHER / CAMMERMEISTER IN GOT SELIGKLICHEN ENDSCHLAFENa)

Wappen:
Puchbach1)leer

Kommentar

Die breit proportionierten Buchstaben weisen eine Linksschrägenverstärkung auf. Die B-Bögen setzen nebeneinander am Schaft an; die R-Cauda ist kräftig geschwungen und setzt ebenfalls neben dem Bogen am Schaft an. Die Versalien sind bis auf die der letzten beiden Worte überhöht. Die Buchstaben zieren Serifen, die z. T. hakenförmig abstehen.

Franz Puchbach, ein Bruder Martin Puchbachs d. Ä. (s. Nr. 208), wurde 1538 als Verwalter der erzbischöflichen Kammermeisterei vereidigt und hat dieses Amt bis zu seinem Tod versehen.2) Seine Söhne Moritz und Christoph werden 1578 als Auftraggeber der Bogenkammer genannt (Anhang 1, Nr. 75). Ob Franz Puchbach schon hier beigesetzt war, als die Bogenkammer erbaut wurde, oder ob sein Leichnam umgebettet wurde, ist nicht bekannt.3) Der Umstand, daß der Verstorbene schon durch eine gleichlautende Wandinschrift geehrt wurde (Anhang 1, Nr. 75EA), spricht für eine spätere Einbringung der Platte. Wahrscheinlich wurde sie zusammen mit der für Franz’ Ehefrau einige Jahre nach Errichtung der Grabkammer 1578 und vor dem Tod der Barbara Puchbach 1587 (s. Nr. 247) in Auftrag gegeben. Der Bildhauer war derselbe, der auch das Grabmal für Anna Stroberger geschaffen hat (s. Nr. 258).

Textkritischer Apparat

  1. ENDSCHLAFEN] Buchstaben paarweise in Nexus litterarum.

Anmerkungen

  1. Geteilt: oben Schwan mit offenem Flug und Buch im Schnabel; Hz.: Schwan wie auf dem Schild.
  2. Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 24 („Geschlechts-Register der Buchbache“); Hünicken 11, 1935, S. 192; Scholz 1998, S. 346.
  3. Zur Problematik der in jüngeren Bogenkammern befindlichen älteren Grabmäler s. Einleitung, S. XXVIII.

Nachweise

  1. MBH Ms 319, 2, o. S. (Nr. 75).
  2. Olearius 1674, S. 86.

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 248 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0024803.