Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 246† Stadtbefestigung Hallorenring † 1586, 1615, 1617, 1624

Beschreibung

In der „Hall-Mauer“, an nicht näher bezeichneten Stellen Jahreszahlen (C, D)1) sowie bei „der Spuhle“2) und der „Pforte an der Salen“3) Bauinschriften mit Namen von Magistraten (A, B) und Wappen, darunter das der Stadt Halle,4) die spätestens bei Abbruch der Stadtmauer in der zweiten Hälfte des 19. Jh. verlorengingen. Schriftform und Art der Schriftausführung nicht überliefert.

Nach Olearius.

  1. A

    Anno Domini 1586. Co(nsulibus)a) Leonharto Zeis (et)b) D(octori) Paulo Dolscio hac parte moenia denuo e fundamentis suis extructa sunt.

  2. B

    Co(nsulibus)a) VVolffgango Hahnen (et)b) Johanne Drachsted, AEdilibus vero Gottfrido Brunnero (et)b) Cunrado Merheim haec porta (et)b) pars muri denuo extructa (et)b) renovata sunt. A(nno) D(omini) M.DC.XV.

  3. C

    1617

  4. D

    1624

Übersetzung:

A Im Jahr des Herrn 1586, zur Zeit der Ratsmeister Leonhard Zeise und Dr. Paul Dolscius sind auf diesem Abschnitt die Ringmauern von ihren Fundamenten an von neuem aufgerichtet worden.

B Zur Zeit der Ratsmeister Wolfgang Hahne und Johannes Drachstedt und der Baumeister Gottfried Brunner und Konrad Merheim sind diese Pforte und (dieser) Teil der Mauer von neuem aufgerichtet und erneuert worden. Im Jahr des Herrn 1615.

Kommentar

Auch die einzelnen Jahreszahlen (C, D) überliefern zweifellos Baudaten.

Die „Spuhlen“ waren ausgekleidete Gräben, die das „Tal“ oder die „Halle“ durchzogen und Niederschlagswasser, überschüssiges Wasser des Deutschen Borns und andere Abwässer zur Saale hin ableiteten.5) Sie mündeten vor der „Hall-Mauer“, d. h. vor dem Teil der Stadtmauer, der die „Halle“ mit den Solebrunnen und Siedehäusern, den Koten, nach Westen zum Fluß hin sicherte. Die Stadtmauer an der „Halle“ ist zwischen 1871 und 1881, ihre Türme sind 1861 bzw. 1885/86 abgebrochen worden.6) Mit der Stadtbefestigung werden auch die „völlig verwitterten“ Inschriften7) verschwunden sein.

Dolscius und Zeise waren hochverdiente, mehrfach inschriftlich erwähnte Ratsmeister (s. Nr. 254 bzw. 260). Sie haben ebenso wie der Ratsmeister Johannes Drachstedt ihre Ruhestätte auf dem Stadtgottesacker gefunden (s. Nr. 388). Wolfgang Hahne (1557–1626) immatrikulierte sich 1576 in Jena und erwarb 1584 den akademischen Grad eines Lizentiaten beider Rechte in Rostock. Schon zwei (oder drei?) Jahre später wurde er Assessor, 1599 (?) Subsenior und 1607 Senior des Schöppenstuhls in Halle. Von 1611 bis 1621 amtierte er als Ratssyndicus, zwischen 1615 und 1624 wurde er fünfmal zum Ratsmeister gewählt.8)

Die Baumeister der Inschrift B sind wahrscheinlich mit später gewählten Ratsmitgliedern gleichzusetzen: Ein Gottfried „Bronner“ saß von 1616 bis 1622,9) ein „Curd“ Merheim saß von 1631 bis 1641 im Rat. Merheim amtierte zuletzt als Geheimer Herr.10)

Textkritischer Apparat

  1. Consulibus] Olearius: Coss.
  2. et] Olearius: et-Ligatur.

Anmerkungen

  1. Olearius 1667, S. 363, 374.
  2. Ebd., S. 312.
  3. Ebd., S. 360. Gemeint ist sicherlich die „Saalpforte“, die in der „Hall-Mauer“ auf Höhe des späteren Polizeipräsidiums lag; vgl. Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, Karte nach S. 52.
  4. Über einer der beiden Pforten in der „Hallmauer“; Knauth 1857, S. 583.
  5. Dreyhaupt 1, 1749, Beylage A, S. 37 f.
  6. Neuß 2, 1935, S. 51, 61.
  7. So Knauth 1857, S. 583.
  8. StAH H B 2, S. 109 f., 111 f., 114: siehe auch Ockel 1700, S. 207; Dreyhaupt 2, 1750, S. 344, 348, 453; Kohlmann 1906, 361–368 und Anhang 1, Nr. 89.
  9. Vgl. StAH H B 2, S. 110 f., 113.
  10. Vgl. StAH H B 2, S. 117, 119, 121; Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 94 („Geschlechts-Register derer Merheime“); zum Amt des Geheimen Herrn s. Einleitung, S. XIV.

Nachweise

  1. Olearius 1667, S. 312 (A), 360 (B), 363 (C), 374 (D).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 246† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0024609.