Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85: Halle/Saale (2012)

Nr. 231†(?) Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum 1582

Beschreibung

Deckelbeschlag eines Kruges, Silber, getrieben und vergoldet, 1925 für das Museum erworben,1) seit langer Zeit vermißt. Auf dem Rand des Deckels ein Spruch und eine Jahresangabe, auf der Wölbung des Deckels drei Beschlagwerkkartuschen mit Wappen graviert.

Nach Sauerlandt.

Schriftart(en): Kapitalis.

Kunstchronik und Kunstmarkt, Nr. 38/39 (1925), S. 614 [1/1]

  1. ZV · NICEA · BIN · ICH · GEMACHTa)VND · NVN · GEN · HALLE · IN · SACHSEN · BRACHT ·AN(N)O · 1 · 5 · 82 ·

Versmaß: Zwei Reimverse.

Wappen:
Burggrafschaft Nürnberg2)Hohenzollern3)Brandenburg4)

Kommentar

Die Buchstabenformen zeigen differenzierte Haar- und Schattenstriche. A und V zeichnet eine Linksschrägenverstärkung aus. Der Balken des H ist ausgebuchtet und die linke Haste des V leicht gebogen. Die Zahlen sind erheblich kleiner als die Buchstaben. Als Worttrenner stehen zumeist sechsstrahlige Sternchen.

Der Beschlag war offensichtlich für einen in Nicaea (griech. Nikaia, heute Iznik/Türkei) gefertigten Krug gemacht. Die kleinasiatische Stadt war insbesondere in der zweiten Hälfte des 16. Jh. das Zentrum einer in osmanischer Tradition stehenden, künstlerisch und technisch hochwertigen Fayenceproduktion,5) deren Gefäße auch außerhalb des osmanischen Reichs begehrt waren und als Luxusgeschirr importiert wurden. Die Inschrift in Verbindung mit den Wappen weist, wie Max Sauerlandt erkannte, den Administrator Joachim Friedrich von Brandenburg als Auftraggeber der Goldschmiedearbeit aus.6) Die ursprüngliche Montierung glich der eines aus Ostasien stammenden und im Museum befindlichen Kruges, für den der Hallenser Goldschmied Peter Rockenthin nach 1647 einen Deckelbeschlag anfertigte (Nr. 511). Der sicherlich auch in Halle tätige Goldschmied des vorliegenden Deckelbeschlags ist leider nicht bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. GEMACHT] Danach ein florales Ornament.

Anmerkungen

  1. Sauerlandt 1925, S. 613.
  2. Siebmacher I, 1, 3, Taf. 110–112.
  3. Ebd. I, 1, 4, Taf. 24.
  4. Ebd., Taf. 2.
  5. Vgl. Denny 2005, insbesondere S. 43, 54, 215.
  6. Sauerlandt 1925, S. 613 f.

Nachweise

  1. Sauerlandt 1925, S. 613 f. (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 231†(?) (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0023108.